März 19, 2024

„Danke, USA!“ – Wie man auf jeden x-beliebigen Schwachsinn hereinfällt

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Die „alternativen Medien“ mal wieder. Nicht alle, wohlgemerkt. Manche sind – danke dafür! – bei Verstand geblieben und dachten erstmal nach. Nachdenken. Selten geworden heutzutage, wie mir scheint. Zumindest bei manchen alternativen Genies mit einem IQ weit jenseits der 300 kann man wohl nicht mehr erwarten, erstmal Luft zu holen, inne zu halten und sich zu fragen: Kann das alles überhaupt stimmen? Folgende Meldung machte gestern die Runde in diesen Zirkeln:

In solchen Fällen MUSS die allererste Frage lauten: Ist das überhaupt echt oder ein Fake? Sollte ich solchen hyperoffensichtlichen Bullshit überhaupt teilen und dann auch noch zu Ungunsten meiner eigenen geistigen Zurechnungsfähigkeit suggerieren, es handele sich um einen „Beweis“?

Man Axel. Du bist ja wieder drauf. Warum gleich so unflätig? Nun, deshalb:

„Hallo, ich bin der ehemalige Minister für nationale Verteidigung und Außenminister Polens, eines NATO-Mitgliedslandes. Als solcher erhoffe ich mir von meiner Schutzmacht, also den USA – der Name verrät es ja schon, hihi – Schutz vor möglichen russischen Aggressionen. Also, was tue ich? Die Logik diktiert: Ich weise selbstverständlich öffentlich, auf Twitter, für alle sichtbar (das müssen unbedingt alle sehen!) darauf hin, daß eben diese meine Schutzmacht verantwortlich ist für die Sabotage einer russischen Pipeline. Total nachvollziehbar. Ja, das ergibt mal richtig viel Sinn. Also nochmal:

DANKE, USA! DANKE, DASS DU, UNSERE GELIEBTE SCHUTZMACHT, EINE RUSSISCHE PIPELINE SABOTIERT HAST! DU BIST TOTAL ENDGEIL! ICH STEH SO AUF DICH!

Also nochmal. DANKE, USA! Jawohl, ich, ein ranghoher Politiker Polens, eines NATO-Mitgliedslandes, zeige öffentlich auf Twitter nicht nur mit dem Zeigefinger, sondern einer neongrellen Litfaßsäule von Zeigefinger auf die USA: Die waren’s!

Und jetzt die dickste Unterraschung überhaupt: Natürlich sprangen die üblichen Verdächtigen wie z.B. Jürgen Elschwätzer vom Gagazin „Compact – Mut zu russischer Desinformation“ sofort auf den Vorfall in der Ostsee an und posteten ganz stolz: Seht ihr? Westen, USA, NATO: Alles Scheiße!

Turaluraluralu, ich mach‘ Bubu, was machst du?

Einer anderen Meldung zufolge soll sich ein Schiff der US-Navy in dem Gebiet aufgehalten haben, in dem dann das Leck der Pipeline entstand. Obendrein soll dieses Schiff plötzlich sein Trackingsystem ausgeschaltet haben. Was in Moskau natürlich niemand bemerken würde … wäre ja nicht so, daß man in solchen Fällen umgehend z.B. ein Aufklärungsflugzeug losschicken würde, um nachzuschauen, was dieses Schiff dort so alles treibt …

Das kommt davon, wenn man nix von Nachrichten- und Geheimdienstarbeit versteht oder von militärischer Taktik. Also ein Schiff der US-Marine kreuzt in einem Gewässer, das allerspätestens seit Beginn des Ukrainekrieges selbstverständlich sehr genau beobachtet wird, und zwar rund um die Uhr.

Schließlich verlaufen dort Pipelines, die für Russland von großer wirtschaftlicher Wichtigkeit sind. Die russischen Dienste haben ein Auge auf jedes Schiff, das dort herumtuckert, erst recht ein militärisches der USA

Und was macht die US-Navy? Läßt dort ein Schiff kreuzen, in ziemlich genauer Nähe zum Ort des späteren Lecks, und schaltet dann seine Verfolgungssysteme aus. Mit anderen Worten: „Hallo Vlad, ich bin’s, Joe, wollte dir nur schnell sagen, daß wir beabsichtigen, deine Pipeline zu sabotieren!“.

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