März 19, 2024

Der große Reset: Wie ein Trotzkist, der zum CIA-Neocon wurde, vor 80 Jahren eine „Management-Revolution“ plante – Cynthia Chung

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Die Wurzeln der Great-Reset-Agenda lassen sich ganz klar 80 Jahre zurückverfolgen, als James Burnham ein Buch über seine Vision namens „The Managerial Revolution“ schrieb, schreibt Cynthia Chung.

Quelle: The Great Reset: How a ‘Managerial Revolution’ Was Plotted 80 Years Ago by a Trotskyist-turned-CIA Neocon — Strategic Culture

Klaus Schwab, der Architekt des Weltwirtschaftsforums (gegründet 1971), ein führender, wenn nicht sogar der führende Einflussnehmer und Geldgeber für das, was den Kurs der Weltwirtschaftspolitik außerhalb der Regierungen bestimmen wird, hat seit seiner Ankündigung der „Great Reset“-Agenda auf dem 50. jährlichen Treffen des WEF im Juni 2020 für viel Besorgnis und Misstrauen gesorgt.

Die Initiative des „Großen Reset“ ist ein etwas vager Aufruf an die globalen Akteure, ein gleichzeitiges „Management“ der Auswirkungen von COVID-19 auf die Weltwirtschaft zu koordinieren, die sie in unheimlicher Weise als „Pandenomics“ bezeichnet haben [„Pandenomics“ ist ein Kunstwort aus „Pandemic“ und „Economics“, Anm. d. Übersetzers]. Dies, so wird uns gesagt, wird die neue Normalität sein, die neue Realität, auf die wir uns in absehbarer Zukunft einstellen müssen.

Es sollte bekannt sein, dass sich das Weltwirtschaftsforum kurz nach seiner Gründung mit dem „Club of Rome“ verbündet hat, einer 1968 gegründeten Denkfabrik mit einer Elite-Mitgliedschaft, die sich mit den Problemen der Menschheit befasst. In seinem äußerst einflussreichen Buch „Die Grenzen des Wachstums“, das 1972 veröffentlicht wurde, kam der „Club of Rome“ zum Schluss, dass diese Probleme nicht allein gelöst werden können, sondern dass alle miteinander zusammenhängen. 1991 schrieb der Mitbegründer des „Club of Rome“, Sir Alexander King, in seinem Buch „The First Global Revolution“ (eine Bewertung der ersten 30 Jahre des „Club of Rome“):

Auf der Suche nach einem gemeinsamen Feind, gegen den wir uns vereinen können, kamen wir auf die Idee, dass Umweltverschmutzung, die drohende globale Erwärmung, Wasserknappheit, Hungersnöte und Ähnliches dafür in Frage kämen. In ihrer Gesamtheit und ihren Wechselwirkungen stellen diese Phänomene tatsächlich eine gemeinsame Bedrohung dar, der wir uns alle gemeinsam stellen müssen. Aber wenn wir diese Gefahren als Feind bezeichnen, tappen wir in die Falle, vor der wir bereits gewarnt haben, nämlich Symptome mit Ursachen zu verwechseln. Alle diese Gefahren sind durch menschliche Eingriffe in natürliche Prozesse verursacht und können nur durch veränderte Einstellungen und Verhaltensweisen überwunden werden. Der wahre Feind ist also der Mensch selbst. [Hervorhebung hinzugefügt]

Es ist nicht verwunderlich, dass bei einer solchen Schlussfolgerung die Notwendigkeit der Bevölkerungskontrolle Teil der verordneten Lösung war.

Doch an welche Formen der Bevölkerungskontrolle dachte Klaus Schwab im Einzelnen?

In den späten 1960er Jahren besuchte Schwab Harvard, und zu seinen Lehrern gehörte Sir Henry Kissinger, den er als eine der wichtigsten Persönlichkeiten bezeichnet, die sein Denken im Laufe seines Lebens am meisten beeinflusst haben.

Henry Kissinger und sein ehemaliger Schüler Klaus Schwab begrüßen den ehemaligen britischen Premierminister Ted Heath auf der WEF-Jahrestagung 1980. Quelle: Weltwirtschaftsforum

Um eine bessere Vorstellung davon zu bekommen, welchen Einfluss Sir Henry Kissinger auf den jungen Klaus Schwab hatte, sollten wir einen Blick auf Kissingers berüchtigten Bericht „NSSM-200: Implications of Worldwide Population Growth for US Security and Overseas Interests“ werfen [Auswirkungen des weltweiten Bevölkerungswachstums auf die Sicherheit und die Interessen der USA in Übersee, Anm. d. Übersetzers], auch bekannt als „Kissinger-Bericht“, der 1974 veröffentlicht wurde [NSSM-200 steht für „National Security Studies Memorandum 200“, Anm. d. Übersetzers]. Dieser Bericht, der 1989 freigegeben wurde, trug maßgeblich dazu bei, die US-Außenpolitik von einer entwicklungs- und industriefreundlichen Politik hin zu einer Förderung der Unterentwicklung durch totalitäre Methoden zur Unterstützung der Bevölkerungskontrolle zu verändern. Kissinger erklärt in dem Bericht:

… wenn die künftigen Zahlen in vernünftigen Grenzen gehalten werden sollen, ist es dringend erforderlich, dass in den 70er und 80er Jahren Maßnahmen zur Verringerung der Fruchtbarkeit eingeleitet und wirksam werden … [Finanzielle] Hilfe wird anderen Ländern gewährt, wobei Faktoren wie das Bevölkerungswachstum berücksichtigt werden … Nahrungsmittel- und landwirtschaftliche Hilfe ist für jede bevölkerungsfreundliche Entwicklungsstrategie von entscheidender Bedeutung … Bei der Zuteilung der knappen Mittel sollte berücksichtigt werden, welche Schritte ein Land zur Bevölkerungskontrolle unternimmt … Es gibt eine alternative Auffassung, dass möglicherweise verpflichtende Programme erforderlich sind … [Hervorhebung hinzugefügt]

Kissinger hält die außenpolitische Ausrichtung der USA für falsch, die darauf abzielt, den Hunger zu beenden, indem den armen Ländern die Mittel zur industriellen und wissenschaftlichen Entwicklung zur Verfügung gestellt werden.

Thomas Malthus schrieb in seinem „Essay on the Principle of Population“ (1799):

Wir sollten die Vorgänge der Natur, die diese Sterblichkeit hervorbringen, erleichtern, anstatt uns töricht und vergeblich zu bemühen, sie zu behindern; und wenn wir die zu häufige Heimsuchung durch die schreckliche Form des Hungers fürchten, sollten wir die anderen Formen der Zerstörung, zu denen wir die Natur zwingen, eifrig fördern. In unseren Städten sollten wir die Straßen enger machen, mehr Menschen in die Häuser drängen und die Rückkehr der Pest fördern. [Hervorhebung hinzugefügt]

Als überzeugter Malthusianer glaubte Kissinger, dass die „Natur“ die Mittel zur Ausmerzung der Herde bereitgestellt hatte, und dass sie mit einer Wirtschaftspolitik, die Pest, Hungersnöte usw. hofierte, einfach eine natürliche Hierarchie durchsetzte, die für die globale Stabilität erforderlich war.

Neben dieser äußerst besorgniserregenden Ideologie, die nur einen Steinwurf von der Eugenik entfernt ist, hat auch das Video des Weltwirtschaftsforums von 2016 für große Aufregung gesorgt, in dem die acht „Vorhersagen“ für die Veränderung der Welt bis zum Jahr 2030 mit dem Slogan „Du wirst nichts besitzen und wirst glücklich sein“ vorgestellt werden.

Es ist vor allem dieser Slogan, der wahrscheinlich die meiste Panik unter den Durchschnittsmenschen ausgelöst hat, die sich fragen, wie das Ergebnis des „Great Reset“ wirklich aussehen wird. Er hat auch viel Verwirrung darüber gestiftet, wer oder was hinter dieser sehr unheimlichen, orwellschen Vorhersage der Zukunft steckt.

Viele sind der Meinung, dass diese Wurzel die Kommunistische Partei Chinas ist. Doch was auch immer man über die chinesische Regierung und die Absichten von Präsident Xi denken mag, die Wurzeln der Great-Reset-Agenda lassen sich ganz klar 80 Jahre zurückverfolgen, als ein amerikanischer, ehemaliger Trotzkist – der später dem OSS beitrat [OSS = Office of Strategic Services, die Vorläufer-Organisation der CIA, Anm. d. Übersetzers], auf den die CIA folgte – und später zum Gründungsvater des Neokonservatismus wurde, James Burnham, ein Buch über seine Vision namens „The Managerial Revolution“ schrieb.

Tatsächlich waren es die Ideologien von Burnhams „The Managerial Revolution“, die Orwell dazu veranlassten, sein „1984“ zu schreiben.

Der seltsame Fall und die vielen Gesichter des James Burnham

„James Burnham ist der eigentliche intellektuelle Begründer der neokonservativen Bewegung und der ursprüngliche Missionar der Theorie des ‚Totalitarismus‘ in Amerika.“
– Christopher Hitchens, “For the Sake of Argument: Essay and Minority Reports

Es ist verständlich, dass die Frage, wie ein ehemaliger hochrangiger Trotzkist zum Begründer der neokonservativen Bewegung wurde, für einige Verwirrung sorgt; die Trotzkisten bezeichnen ihn als Verräter seiner Leute, und die Neokonservativen beschreiben es als eine ideologische Bekehrung à la „Straße nach Damaskus“.

Die Wahrheit ist jedoch, dass es weder das eine noch das andere ist.

James Burnham hat nämlich zu keinem Zeitpunkt seiner Reise durch den Trotzkismus, den OSS/CIA-Geheimdienst und den Neokonservatismus seinen Glauben und seine Überzeugungen geändert, auch wenn er auf dem Weg dorthin vielen in den Rücken gefallen sein mag – und in dieser zweiteiligen Serie werden wir untersuchen, warum das so ist.

James Burnham wurde 1905 in Chicago, Illinois, geboren und als Katholik erzogen. Später lehnte er den Katholizismus während seines Studiums in Princeton ab und bekannte sich für den Rest seines Lebens zum Atheismus, bis er kurz vor seinem Tod angeblich zur Kirche zurückkehrte. (1) Er machte seinen Abschluss in Princeton, gefolgt vom Balliol College der Universität Oxford, und wurde 1929 Professor für Philosophie an der New York University.

In dieser Zeit lernte Burnham Sidney Hook kennen, der ebenfalls Philosophieprofessor an der New York University war und der in seiner Autobiografie behauptete, Burnham zum Marxismus bekehrt zu haben. Zusammen mit Sidney Hook half Burnham 1933 bei der Gründung der sozialistischen Organisation „American Workers Party“ (AWP).

Es dauerte nicht lange, bis Burnham Trotzkis Verwendung des „dialektischen Materialismus“ zur Erklärung des Zusammenspiels zwischen den menschlichen und den historischen Kräften in seiner „Geschichte der russischen Revolution“ als brillant betrachtete. Als Gründer der Roten Armee hatte Trotzki sein Leben der Ausbreitung einer weltweiten kommunistischen Revolution gewidmet, der sich Stalin in Form von Trotzkis Ideologie der „Permanenten Revolution“ entgegenstellte. Im Rahmen dieser Ideologie wurden die Trotzkisten taktisch zu militanten Experten in Sachen Infighting, Infiltration und Störung ausgebildet. [„Infighting“ bedeutet, eine Organisation oder Gesellschaft durch künstlich herbeigeführte Spaltungen und Zerwürfnisse im Inneren zu schwächen oder gar zu zerstören. Man bringt die Mitglieder dazu, sich gegenseitig zu bekämpfen, Anm. d. Übersetzers]

Zu diesen Taktiken gehörte der „Entréeismus“, bei dem eine Organisation ihre Mitglieder ermutigt, einer anderen, oft größeren Organisation beizutreten, um zu versuchen, die Organisation zu übernehmen oder einen großen Teil ihrer Mitglieder für ihre eigene Ideologie und Richtlinie zu gewinnen.

Das bekannteste Beispiel für diese Technik ist die so genannte „Französische Wende“, als französische Trotzkisten 1934 die „Section Francaise de l’International Ouvriere“ (SFIO, Französische Sozialistische Partei) infiltrierten, um die militanteren Elemente auf ihre Seite zu ziehen.

Im selben Jahr wandten sich Trotzkisten in der „Communist League of America“ (CLA) an die „American Workers Party“ und machten James Burnham von der AWP zu einem Leutnant und Hauptberater Trotzkis.

Burnham setzte seine Taktik der Infiltration und Unterwanderung anderer linker Parteien fort und versuchte 1935, die viel größere „Socialist Party“ (SP) zu übernehmen. 1937 wurden die Trotzkisten jedoch aus der „Socialist Party“ ausgeschlossen, was zur Gründung der „Socialist Workers Party“ (SWP) am Ende des Jahres führte. Im April 1940 trat er aus der SWP aus und gründete die „Workers Party“, um weniger als zwei Monate später wieder auszutreten.

Burnham blieb von 1934 bis 1940 ein „trotzkistischer Intellektueller“, der militante trotzkistische Taktiken gegen konkurrierende marxistische Bewegungen anwandte, indem er ihnen die Loyalität absprach und ihre besten Talente abwarb. Obwohl Burnham sechs Jahre lang für die Trotzkisten arbeitete, schwor er zu Beginn des neuen Jahrzehnts sowohl Trotzki als auch „der ‚Philosophie des Marxismus‘, dem dialektischen Materialismus“, ab.

Vielleicht war sich Burnham bewusst, dass die Mauern gegen Trotzki immer dichter wurden und dass es nur sechs Monate nach Burnhams erster Absage dauern würde, bis Trotzki im August 1940 auf seinem Anwesen außerhalb von Mexiko-Stadt ermordet werden würde.

Im Februar 1940 schrieb Burnham „Science and Style: A Reply to Comrade Trotsky“ [Wissenschaft und Stil: Eine Antwort an Genosse Trotzki, Anm. d. Übersetzers], in dem er mit dem dialektischen Materialismus brach und die Bedeutung der Arbeiten von Bertrand Russell und Alfred North Whiteheads Ansatz hervorhob:

Soll ich eine Leseliste vorbereiten, Genosse Trotzki? Sie wäre lang und würde von den Arbeiten der brillanten Mathematiker und Logiker der Mitte des letzten Jahrhunderts bis zu einem Höhepunkt in den monumentalen Principia Mathematica von Russell und Whitehead (dem historischen Wendepunkt in der modernen Logik) reichen und sich dann in viele Richtungen ausbreiten – eine der fruchtbarsten, die von den Wissenschaftlern, Mathematikern und Logikern, die jetzt in der neuen Enzyklopädie der Einheitswissenschaft zusammenarbeiten, vertreten wird. [Hervorhebung hinzugefügt]

Er fasste seine Gefühle in einem Austrittsschreiben aus der Arbeiterpartei am 21. Mai 1940 zusammen:

Ich lehne, wie Sie wissen, die „Philosophie des Marxismus“, den dialektischen Materialismus, ab. … Die allgemeine Marxsche Theorie der „Universalgeschichte“, soweit sie überhaupt einen empirischen Gehalt hat, scheint mir durch moderne historische und anthropologische Untersuchungen widerlegt zu sein.

Die Marxsche Ökonomie scheint mir größtenteils entweder falsch oder veraltet oder sinnlos in der Anwendung auf zeitgenössische wirtschaftliche Phänomene. Diejenigen Aspekte der Marxschen Wirtschaftslehre, die noch Gültigkeit haben, scheinen mir die theoretische Struktur der Wirtschaftslehre nicht zu rechtfertigen.

Ich halte es nicht nur für sinnlos zu sagen, dass „der Sozialismus unvermeidlich ist“, und für falsch, dass der Sozialismus „die einzige Alternative zum Kapitalismus“ ist; ich bin der Ansicht, dass auf der Grundlage der uns heute zur Verfügung stehenden Beweise eine neue Form der Ausbeutungsgesellschaft (die ich „Managergesellschaft“ nenne) nicht nur möglich ist, sondern ein wahrscheinlicheres Ergebnis der Gegenwart darstellt als der Sozialismus. …

Auf keiner ideologischen, theoretischen oder politischen Grundlage kann ich also irgendeine Bindung oder Zugehörigkeit zur Arbeiterpartei (oder zu irgendeiner anderen marxistischen Partei) erkennen, noch fühle ich sie. Das ist einfach so, und ich kann mir und anderen gegenüber nichts mehr vormachen.“ [Hervorhebung hinzugefügt]

Im Jahr 1941 veröffentlichte Burnham „The Managerial Revolution: What is Happening in the World“, das ihm Ruhm und Reichtum einbrachte und von der Zeitschrift „Life“ von Henry Luce als eines der 100 besten Bücher der Jahre 1924-1944 aufgeführt wurde. (2)

Die Management-Revolution

„Wir können die Revolution nicht verstehen, wenn wir unsere Analyse auf den Krieg [den Zweiten Weltkrieg] beschränken; wir müssen den Krieg als eine Phase in der Entwicklung der Revolution verstehen.“
– James Burnham “The Managerial Revolution”

Burnham vertritt in seiner „Managerial Revolution“ die These, dass der Sozialismus, wenn er möglich gewesen wäre, als Ergebnis der bolschewistischen Revolution entstanden wäre. Stattdessen kam es jedoch weder zu einem Rückfall in ein kapitalistisches System noch zu einem Übergang zu einem sozialistischen System, sondern zur Bildung einer neuen Organisationsstruktur, die sich aus einer elitären Managerklasse zusammensetzte – der Gesellschaftsform, von der er glaubte, dass sie dabei war, den Kapitalismus im Weltmaßstab zu ersetzen.

Er argumentiert weiter, dass der Übergang von einem feudalen zu einem kapitalistischen Staat ebenso unvermeidlich ist wie der Übergang von einem kapitalistischen zu einem Managerstaat. Und dass die Eigentumsrechte an den Produktionskapazitäten nicht mehr bei Einzelpersonen, sondern beim Staat oder bei Institutionen liegen werden, schreibt er:

Eine wirksame Klassenherrschaft und Privilegierung erfordert zwar die Kontrolle über die Produktionsmittel, doch muss diese nicht durch individuelle private Eigentumsrechte ausgeübt werden. Sie kann durch so genannte korporative Rechte ausgeübt werden, die nicht von Individuen, sondern von Institutionen besessen werden, wie es in vielen Gesellschaften der Fall war, in denen eine priesterliche Klasse dominierte …

Burnham fährt fort:

Wenn in einer Managergesellschaft keine Individuen vergleichbare Eigentumsrechte besitzen, wie kann dann eine Gruppe von Individuen eine herrschende Klasse bilden? Die Antwort ist verhältnismäßig einfach und, wie bereits erwähnt, nicht ohne historische Analogien. Die Manager werden ihre Kontrolle über die Produktionsmittel ausüben und bei der Verteilung der Produkte bevorzugt werden, und zwar nicht direkt durch Eigentumsrechte, die ihnen als Individuen zustehen, sondern indirekt durch ihre Kontrolle über den Staat, der seinerseits die Produktionsmittel besitzen und kontrollieren wird. Der Staat – d.h. die Institutionen, die den Staat ausmachen – wird, wenn man so will, das „Eigentum“ der Manager sein. Und das reicht völlig aus, um sie in die Position der herrschenden Klasse zu bringen.

Burnham räumt ein, dass die zur Erleichterung dieses Übergangs erforderlichen Ideologien noch nicht vollständig ausgearbeitet sind, sagt aber auch, dass sie sich annähern lassen:

… aus mehreren verschiedenen, aber ähnlichen Richtungen, zum Beispiel durch: Leninismus-Stalinismus; Faschismus-Nazismus; und, auf einer primitiveren Ebene, durch den New Dealismus und solche [damals] weniger einflussreichen amerikanischen Ideologien wie „Technokratie“. Dies ist also das Grundgerüst der Theorie, ausgedrückt in der Sprache des Kampfes um die Macht.

Dieser Absatz ist zwar recht verwirrend, wird aber klarer, wenn wir ihn aus der spezifischen Sicht von Burnham verstehen. Für Burnham sind all diese verschiedenen Wege Methoden, um seine Vision einer Managergesellschaft zu verwirklichen, denn jede Form betont die Bedeutung des Staates als zentrale koordinierende Macht, und dass ein solcher Staat von seinen „Managern“ regiert wird. Burnham hält die unterschiedlichen moralischen Implikationen in jedem Szenario für irrelevant, da er sich, wie er zu Beginn seines Buches deutlich macht, von solchen Fragen distanziert hat.

Burnham erklärt weiter, dass die Unterstützung der Massen für den Erfolg jeder Revolution notwendig ist. Deshalb muss den Massen vorgegaukelt werden, dass sie von einer solchen Revolution profitieren werden, während sie in Wirklichkeit nur eine herrschende Klasse durch eine andere ersetzt und sich für die Unterlegenen nichts ändert. Er erklärt, dass dies beim Traum von einem sozialistischen Staat der Fall ist, dass die vom Sozialismus versprochene universelle Gleichheit nur ein Märchen ist, das den Menschen erzählt wird, damit sie für die Errichtung einer neuen herrschenden Klasse kämpfen, und dann wird ihnen gesagt, dass die Verwirklichung eines sozialistischen Staates viele Jahrzehnte dauern wird und dass in der Zwischenzeit im Wesentlichen ein Managersystem eingeführt werden muss.

Burnham vertritt die Ansicht, dass dies sowohl in Nazi-Deutschland als auch im bolschewistischen Russland der Fall war:

Dennoch kann es sein, dass die neue Form der Wirtschaft „sozialistisch“ genannt wird. In den Ländern – Russland und Deutschland -, die auf dem Weg zur neuen Wirtschaft am weitesten fortgeschritten sind, wird üblicherweise der Begriff „Sozialismus“ oder „nationaler Sozialismus“ verwendet. Die Motivation für diese Terminologie ist natürlich nicht der Wunsch nach wissenschaftlicher Klarheit, sondern genau das Gegenteil. Das Wort ‚Sozialismus‘ wird zu ideologischen Zwecken verwendet, um die positiven Massengefühle zu manipulieren, die mit dem historischen sozialistischen Ideal einer freien, klassenlosen und internationalen Gesellschaft verbunden sind, und um die Tatsache zu verbergen, dass die Managerwirtschaft in Wirklichkeit die Grundlage für eine neue Art von Ausbeuter- und Klassengesellschaft ist.

Burnham fährt fort:

Diejenigen Nationen – das [bolschewistische] Russland, das [nationalsozialistische] Deutschland und das [faschistische] Italien -, die am weitesten in Richtung auf eine an Managern ausgerichtete Gesellschaftsstruktur vorangeschritten sind, sind gegenwärtig allesamt totalitäre Diktaturen … Was die totalitäre Diktatur auszeichnet, ist die Anzahl der Lebensbereiche, die dem Einfluss der diktatorischen Herrschaft unterliegen. Es handelt sich nicht nur um politische Handlungen im engeren Sinne; fast alle Bereiche des Lebens, die Wirtschaft, die Kunst, die Wissenschaft, die Erziehung, die Religion, die Freizeit und die Moral werden durch das totalitäre Regime nicht nur beeinflusst, sondern sind ihm direkt unterworfen.

Es sei darauf hingewiesen, dass eine totalitäre Diktatur in keinem früheren Zeitalter als dem unseren möglich gewesen wäre. Der Totalitarismus setzt die Entwicklung der modernen Technik voraus, insbesondere der schnellen Kommunikation und des Transports. Ohne letztere hätte keine Regierung, unabhängig von ihren Absichten, über die physischen Mittel verfügen können, um so viele Aspekte des Lebens auf so intime Weise zu koordinieren. Ohne schnelle Transport- und Kommunikationsmittel war es für die Menschen vergleichsweise einfach, einen Großteil ihres Lebens außerhalb der Reichweite der Regierung zu halten. Das ist heute nicht mehr oder nur noch in viel geringerem Maße möglich, wenn die Regierungen die Möglichkeiten der modernen Technik bewusst nutzen.

Orwells Nachgedanken zu Burnham

In seinem Buch „The Managerial Revolution“ stellte Burnham fest, dass die russische Revolution, der Erste Weltkrieg und seine Folgen sowie der Versailler Vertrag den endgültigen Beweis dafür lieferten, dass die kapitalistische Weltpolitik nicht mehr funktionieren konnte und an ihr Ende gekommen war. Er bezeichnete den Ersten Weltkrieg als den letzten Krieg der Kapitalisten und den Zweiten Weltkrieg als den ersten, aber nicht letzten Krieg der Managergesellschaft. Burnham machte deutlich, dass nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele weitere Kriege geführt werden müssten, bevor sich die Managergesellschaft endgültig durchsetzen könne.

Dieser andauernde Krieg würde zur Zerstörung souveräner Nationalstaaten führen, so dass nur eine kleine Anzahl großer Nationen überleben würde, die in den drei „Superstaaten“ gipfeln würden, die nach Burnhams Vorhersage um die Vereinigten Staaten, Deutschland und Japan herum gruppiert sein würden. Er sagt weiter voraus, dass diese Superstaaten niemals in der Lage sein werden, die anderen zu besiegen, und dass sie bis zu einem unvorhersehbaren Zeitpunkt in einem ständigen Krieg verwickelt sein werden. Er sagt voraus, dass Russland in zwei Teile zerbrechen wird, wobei der Westen in die deutsche Sphäre und der Osten in die japanische Sphäre eingegliedert wird. (Man beachte, dass dieses Buch 1941 veröffentlicht wurde, so dass Burnham eindeutig der Ansicht war, dass Nazi-Deutschland und das faschistische Japan den Zweiten Weltkrieg gewinnen würden).

Burnham erklärt, dass „die Souveränität auf die wenigen Superstaaten beschränkt sein wird“.

Er geht sogar so weit, zu Beginn seines Buches zu behaupten, dass die Management-Revolution keine Vorhersage für etwas ist, das in der Zukunft eintreten wird, sondern etwas, das bereits begonnen hat und sich in der Tat in der Endphase des Werdens befindet; dass sie sich bereits weltweit erfolgreich durchgesetzt hätte und dass die Schlacht im Wesentlichen vorüber sei.

Die „National Review“, die von James Burnham und William F. Buckley gegründet wurde (mehr dazu im zweiten Teil), möchte den Anschein erwecken, dass Orwell, obwohl er Burnhams Ansichten kritisch gegenüberstand, letztendlich durch diese kreativ inspiriert war, um darüber in seinem Roman „1984“ zu schreiben. Ja, „inspiriert“ ist eine Möglichkeit, es auszudrücken, oder treffender formuliert: er war entsetzt über Burnhams Vision und schrieb seinen Roman als eine deutliche Warnung davor, was letztlich das Ergebnis solch monströser Theorien sein würde; eine Warnung, die den Zeitgeist bis heute den Zeitgeist des Denkens so stark prägte, dass alles, was seinen Neologismen wie „Big Brother“, „Gedankenpolizei“, „Zwei Minuten Hass“, „Zimmer 101“, „Gedächtnislücke“, „Neusprech“, „Doppeldenk“, „Unperson“, „Gedankenverbrechen“ und „Gruppendenken“ ähnelt, verdächtig ist.

George Orwell (eigentlicher Name Eric Arthur Blair) veröffentlichte seine „Second Thoughts on James Burnham“ erstmals im Mai 1946. Der Roman „1984“ wurde 1949 veröffentlicht.

In seinem Essay seziert er die von Burnham vorgeschlagene Ideologie, die dieser in seinen Werken „The Managerial Revolution“ und „The Machiavellians“ mit dem Untertitel „Defenders of Freedom“ darlegt.

Orwell schreibt:

Es ist klar, daß Burnham vom Spektakel der Macht fasziniert ist und daß seine Sympathien auf der Seite Deutschlands lagen, solange Deutschland den Krieg zu gewinnen schien … Merkwürdigerweise stellt man bei der Untersuchung der Vorhersagen, die Burnham auf seine allgemeine Theorie gestützt hat, fest, daß sie, soweit sie überprüfbar sind, falsifiziert wurden … Es wird sich zeigen, daß Burnhams Vorhersagen sich nicht nur, wenn sie überprüfbar waren, als falsch erwiesen haben, sondern daß sie sich manchmal auf sensationelle Weise widersprachen … Politische Vorhersagen sind in der Regel falsch, weil sie in der Regel auf Wunschdenken beruhen … Oft ist der aufschlussreiche Faktor das Datum, zu dem sie gemacht werden … Es wird sich zeigen, dass Burnham zu jedem Zeitpunkt eine Fortsetzung der Dinge vorhersagt, die gerade geschehen … die Tendenz, dies zu tun, ist nicht einfach eine schlechte Angewohnheit, wie Ungenauigkeit oder Übertreibung … Es ist eine schwere Geisteskrankheit, und ihre Wurzeln liegen zum Teil in der Feigheit und zum Teil in der Anbetung der Macht, die nicht vollständig von der Feigheit zu trennen ist …

Die Anbetung der Macht vernebelt das politische Urteilsvermögen, weil sie fast zwangsläufig zu dem Glauben führt, dass sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen werden. Derjenige, der gerade gewinnt, scheint immer unbesiegbar zu sein. Wenn die Japaner Südasien erobert haben, werden sie Südasien für immer behalten, wenn die Deutschen Tobruk erobert haben, werden sie unfehlbar Kairo erobern … Der Aufstieg und der Fall von Imperien, das Verschwinden von Kulturen und Religionen werden mit erdbebenartiger Plötzlichkeit erwartet, und über Prozesse, die kaum begonnen haben, wird geredet, als wären sie bereits am Ende. Burnhams Schriften sind voll von apokalyptischen Visionen … Innerhalb von fünf Jahren sagte Burnham die Beherrschung Russlands durch Deutschland und Deutschlands durch Russland voraus. In jedem Fall gehorchte er demselben Instinkt: dem Instinkt, sich vor dem Eroberer des Augenblicks zu beugen, die bestehende Entwicklung als unumkehrbar zu akzeptieren.

Interessanterweise und zum Glück hält George Orwell Burnhams Vorhersagen über eine Management-Revolution nicht für unumstößlich; diese hätten sich Orwell zufolge innerhalb kurzer Zeit als ein wenig zu sehr von Wunschdenken geprägt und auf die Anbetung der Macht des Augenblicks fixiert erwiesen. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir den Inszenierungen dieser Verrückten keine Beachtung schenken sollten.

Im zweiten Teil dieser Serie werde ich Burnhams Eintritt in die OSS und später in die CIA erörtern, wie er zum Begründer der neokonservativen Bewegung wurde und welche Auswirkungen dies auf die heutige Welt hat, insbesondere im Hinblick auf die „Great Reset“-Initiative.

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