April 26, 2024

„Satanismus“ oder wie ich lernte, einen Ego-, „Star“-, Persönlichkeits- und Führerkult zur Aufmerksamkeitsbindung und Lenkung der Vielen als einzige „Wir“-Legion abzulehnen

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„Und er fragte ihn: Was ist dein Name?
Und er spricht zu ihm: Legion ist mein Name, denn wir sind viele.“ (Mk 5,9 ELB)

Wir wollen ihn! Wir brauchen ihn! Wir müssen ihn haben, den Schatz!“
Gollum, „Herr der Ringe“

Wir brauchen die Öffentlich-Rechtlichen – aber nicht so“
Ulf Poschardt, Chefredakteur der „Welt“

„Was wir wissen, was wir nicht wissen“
Beliebte Hirnweichschlagzeile der Vermassungslobotomedien zur Verherdung von Individuen
zum Zwecke der leichteren massenpsychologischen Steuerbarkeit

Mit der letzten, in den Vermassungsmedien äußerst beliebten kollektivistischen Aufforderung, eigenes Denken doch bitte bleiben zu lassen und in einer Legion aus Vielen aufzugehen, jenseits deren Erkenntnishorizont vermeintlich nichts mehr wißbar sei, bin ich auch schon mitten im Thema.

Verstehen Sie das augenzwinkernde Poschardt-Zitat bitte nicht falsch: Ich wollte damit selbstverständlich nicht gesagt haben, daß der Mann „böse“, „des Teufels“ oder Mitglied einer Sekte wäre, die pünktlich um zwölf Uhr nachts auf Friedhöfen Kaninchenblut säuft. Und möchte Sie ganz allgemein bitten, sich von solchen albernen Vorstellungen aus schlechten Hollywood-Horrorfilmchen über „Satanismus“ einfach mal zu verabschieden. Denn „Satanismus“ hat nichts mit einem übel gelaunten, gehörnten Typen mit schwefligem Mundgeruch zu tun, der mit athletischen Werwolf-Bachelors und Vampirmädchen im Bikini Beachvolleyball-Turniere an brennenden Stränden veranstaltet. Satanismus ist im Wesentlichen ein

Ego-, „Star“-, Persönlichkeits- und Führerkult.

Nicht umsonst antwortete Anton LaVey, Gründer der amerikanischen „Church of Satan“, auf die Frage, wie er denn Satanismus definiere, folgendermaßen: „Es ist ein Ego-Kult“. Allerdings ist das keine sehr befriedigende Definition. Sie bedarf ausführlicherer Erläuterungen.

Doch warum sollte man überhaupt auf die Idee kommen, Celebrity-Wahn als „Satanismus“ zu bezeichnen? Was hat das mit dem „Teufel“ zu tun? Wieso sollte das „anti-christlich“ sein?

Stellen Sie sich vor, Sie wollten die „Vielen“, die „Massen“ – große Bevölkerungen – dazu bringen, Ihnen zu folgen. Gar nicht so einfach. Denn Sie können ja schlecht von Tür zu Tür gehen und jedes einzelne Individuum dieser Bevölkerung in mühseliger Überzeugungsarbeit dazu bringen, Ihnen und nur Ihnen zu glauben, Sie als Führer zu akzeptieren und Ihnen Allheilkräfte zuzuschreiben, Sie als omnipotent anzusehen dahingehend, all ihre Probleme lösen zu können. Make us great again! Dies wäre schon aus Zeitgründen ein vergebliches Unterfangen – versuchen Sie das mal bei einer Bevölkerung von z.B. 60, 80, oder, wie in den USA, über 300 Millionen.

Sie wissen also, daß Sie auf individueller Ebene eine Steuerung der „Vielen“ in dem Sinne, Ihrer glorreichen Führungskompetenz zu vertrauen, nicht bewerkstelligen können. Was also könnten Sie tun, um dieses Ziel zu erreichen?

Sie könnten versuchen, den „Vielen“, den „Massen“, der Bevölkerung irgendwie einzureden, sie bestünde gar nicht aus vielen verschiedenen Individuen mit eigenen Überzeugungen, Ansichten oder politischen Ideen, sondern existiere mehr oder weniger als ein einziges, großes „Wir“, als „Masse“, die doch bitte akzeptieren möge, daß sie nunmal der Anleitung durch einzelne „große Führer“ bedarf, die über „herausragende Führungskompetenzen“ verfügten und deshalb in der Lage seien, diese „Vielen“ ins Paradies zu führen. Denn die „Vielen“, die wissen ja gar nicht wirklich, was gut für sie ist. Das müssen einige wenige ihnen erklären.

Und wozu hätten Sie diese „Vielen“, diese „Massen“ im Falle einer erfolgreichen Umsetzung dieser massenpsychologischen Strategie zur „Verherdung“, zur Kollektivisierung, dann gemacht? Sie hätten sie zu Ihrer

Legion

gemacht.

Einer Legion, die man dann in alles Mögliche relativ leicht hineinführen und -steuern kann, zum Beispiel zwei Weltkriege oder eine

globale Pandemie.

Nur so’n Beispiel.

Ich finde die gollum’sche Schizophrenie, die hin und wieder aus Einzelnen spricht, wirklich faszinierend. Ulf Poschardt als einzelnes Individuum glaubt also, er könne für die Gesamtheit der Bevölkerung sprechen:

Wir brauchen ihn, wir wollen ihn, den öffentlich-rechtlichen Schatz.

Zweitens und nicht weniger wichtig: Wenn Sie es erfolgreich geschafft haben, den „Vielen“, also Ihrer „Legion“, einzutrichtern, sie müßten stets einzelnen „vielbeachteten“ oder „renommierten“, „leuchtenden“ Beispielen folgen – oder wie ich gerne scherze: vielbeachtensrenommerkenswerten – Meinungsführern, zum Beispiel „Wirtschaftsnobelpreisträgern“ wie Paul Krugmann oder Kenneth Rogoff, die, wie es der allerzufälligste Zufallszufall so will, Mitglieder eines machtelitären Clubs namens „G30“ sind (Group of Thirty, einer Rockefeller-Veranstaltung, wo sich die Chefs der Zentralbanken der führenden Industrie- und Schwellenländer regelmäßig treffen, um die globale Geldpolitik zu koordinieren und dominieren) – dann haben sie das Kunststück vollbracht, nur noch eine im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung sehr viel kleinere Gruppe an „Influencern“ zur Steuerung der sog. „Öffentlichen Meinung“, also der Meinung von „Legion“, auf Ihre Seite ziehen zu müssen. Und das ist selbstverständlich um Welten einfacher, als von Tür zu Tür zu gehen und darum zu bitten, Sie als Retter, Heiland, Erlöser oder Messias zu akzeptieren, der was auch immer „great again“ macht – sei es die Wirtschaft irgendeines Landes oder von mir aus das „Weltklima“.

Ich könnte mir vorstellen, daß es bei vielen Lesern bereits geklingelt hat. Laut.

Manche werden jetzt vielleicht denken: „Ach deshalb geben viele der Mitglieder dieses Ego-, ‚Star‘-, Persönlichkeits- und Führerkultes immer in ziemlich auffälliger Weise dieses berühmte Handzeichen, also die abgespreizten drei Finger mit zusammengelegtem Daumen und Zeigefinger als Zeichen der ‚666‘, kann das sein?“

Das kann nicht nur sein, das ist so. Bingo.

Und es hat wie gesagt nichts mit übersinnlichem Hokuspokus zu tun, nichts mit metaphysischem Schwurbel, nichts mit irgendeinem gehörnten Heini, der aus dem Schattenreich der Hölle hämisch grinsend von Körpern Besitzt ergreift, um sie Veitstänze aufführen zu lassen, sondern mit einer psychologischen Vermassungsstrategie, einer Verherdungssstrategie, die einer Machtelite das Massenmanagement mithilfe bewunderter „Vorbilder“ erleichtern soll. Es ist kein Zufall, daß sehr viele dieser „Stars“ und „Promis“ sich immer und immer wieder für machtelitäre Agenden ausgesprochen haben wie z.B. Gender, Klima, Impfungen usw.

Ist ein Jacki Chan „böse“? Oder ein Denzel Washington, einer der großartigsten Schauspieler dieser Zeit? Sind die alle von „Dämonen besessen“, handelt es sich um durchweg schreckliche Kreaturen, die die Menschheit ins Verderben stürzen wollen? Sind die alle „Illuminati“? Meine Güte. Natürlich nicht. Nochmal: Sie sind Mitglieder eines

Ego-, Star-, Persönlichkeits- und Führerkultes

zur Erleichterung von Massenmanagement durch vielbeachtensrenommerkenswerte, charismatische, von den „Vielen“ bewunderte Persönlichkeiten, die die Aufmerksamkeit der Massen binden sollen. Das war’s. Was natürlich nicht ausschließt, daß der eine oder andere tatsächlich einer schädlichen Agenda folgt, aber dann wäre zunächst mal zu fragen: Sind sie sich dessen überhaupt bewußt? Kann man das wirklich unterstellen? Nein, kann man nicht. Es wäre nun wirklich völlig verstiegen, zu behaupten, sämtliche dieser Leute wären darauf aus, anderen zu schaden. Wie heißt es doch ganz richtig? „Der beste Agent ist derjenige, der gar nicht weiß, daß er einer ist“.

Was die soeben angesprochene Steuerung der „Öffentlichen Meinung“ durch „charismatische Persönlichkeiten“ betrifft, so handelt es sich keineswegs um eine neue Erkenntnis. Die Möglichkeiten, die sich diesbezüglich bieten, also durch Aufbau eines „Star“- und Persönlichkeitskultes, hatte schon einer der Meisterstrategen massenpsychologischer Manipulation erkannt, nämlich niemand geringerer als Zbigniew Brzezinski, der in seinem Buch „Zwischen zwei Zeitaltern. Amerika in der technetronischen Ära“ schrieb (meine Hervorhebungen):

Eine andere, weniger offensichtliche, aber nicht weniger grundlegende Bedrohung betrifft die liberale Demokratie. Sie steht in direkterem Zusammenhang mit den Auswirkungen der Technologie und betrifft die allmähliche Entstehung einer stärker kontrollierten und gelenkten Gesellschaft. Eine solche Gesellschaft würde von einer Elite beherrscht, deren politischer Machtanspruch sich auf ein angeblich überlegenes wissenschaftliches Know-how stützen würde. Ungehindert von den Beschränkungen traditioneller liberaler Werte würde diese Elite nicht zögern, ihre politischen Ziele zu erreichen, indem sie die neuesten modernen Techniken zur Beeinflussung des öffentlichen Verhaltens einsetzt und die Gesellschaft unter strenger Überwachung und Kontrolle hält. Unter diesen Umständen würde sich die wissenschaftliche und technologische Dynamik des Landes nicht umkehren, sondern die Situation, die sie ausnutzt, sogar noch verstärken. (Zbigniew Brzezinski, „Zwischen zwei Zeitaltern. Amerika in der technetronischen Ära“, S. 96)

Und an anderer Stelle schrieb er, lesen und staunen Sie:

Die neu entstehenden Massen sind in der Industriegesellschaft durch Gewerkschaften und politische Parteien organisiert und durch relativ einfache und eher ideologische Programme geeint. Darüber hinaus werden die politischen Einstellungen durch Appelle an nationalistische Gefühle beeinflusst, die durch die massive Zunahme von Zeitungen vermittelt werden, die natürlich die Landessprache der Leser verwenden. In der technisierten Gesellschaft scheint der Trend dahin zu gehen, die individuelle Unterstützung von Millionen unorganisierter Bürger zu bündeln, die leicht in der Reichweite magnetischer und attraktiver Persönlichkeiten sind, und die neuesten Kommunikationstechniken effektiv zu nutzen, um Emotionen zu manipulieren und den Verstand zu kontrollieren. Der Rückgriff auf das Fernsehen – und damit die Tendenz, die Sprache durch Bilder zu ersetzen, die eher international als national sind, und Kriegsberichte oder Szenen des Hungers an so weit entfernten Orten wie beispielsweise Indien einzubeziehen – führt zu einer etwas kosmopolitischeren, wenn auch sehr impressionistischen Beteiligung an globalen Angelegenheiten. (ebda., S. 10)

Und weil es so „schön“ war und eine extrem wichtige Erkenntnis darstellt, gleich nochmal:

In der technisierten Gesellschaft scheint der Trend dahin zu gehen, die individuelle Unterstützung von Millionen unorganisierter Bürger zu bündeln, die leicht in der Reichweite magnetischer und attraktiver Persönlichkeiten sind, und die neuesten Kommunikationstechniken effektiv zu nutzen, um Emotionen zu manipulieren und den Verstand zu kontrollieren.

Klingelingeling, Klingelingeling, hier kommt der Selberdenker, klingeling, pfeift auf selbsternannte Weltenlenker.

Wenn ich das berühmte Bibelzitat, das ich eingangs angeführt hatte, nochmal kommentierend ausschmücken darf:

„Mein (Kanzler, Premierminister, Präsident, großer Film- oder Popstar) Name ist Legion, denn wir (die „Massen“) sind die Vielen (die ihm folgen, ihm seine angebliche „Vorbild“- oder „Leit“-Funktion abkaufen und deshalb geneigt sind, ihm eher zu glauben als einem „unbedeutenden“ Individuum, das niemand kennt, das nicht so berühmt ist).

Nun haben Sie verstanden, worum es bei diesem „satanistischen“ Handzeichen wirklich geht. Purer Kollektivismus.

Wissen Sie, was ich am lustigsten finde? Worüber ich mich regelmäßig schlapplache?

Daß gewisse Leute in den „alternativen Medien“, die glauben, über Satanismus reden zu können und behaupten, genau zu wissen, was das sei, genau diesen Ego-, „Star“-, Persönlichkeits- und Führerkult selber betreiben und dadurch befördern.

Ich durfte das unlängst am eigenen Leibe erfahren, als ein „Kollege“ aus der alternativen Szene mich tatsächlich fragte, wer ich denn überhaupt sei, daß ich es wage, Oliver Janich für einige seiner Verhaltensweisen zu kritisieren. Schließlich sei der doch viel berühmter, also was wolle ich eigentlich, ich als „irrelevante Existenz“. Glückwunsch, du „Aufklärer“. Nix begriffen.

Der Kasus macht mich lachen.

P.S.: „Satanismus“ ist allerdings nicht nur ein Ego- und Persönlichkeits- bzw. Führerkult. Es handelt sich dabei auch um eine bestimmte Kosmogonie, einen „Weltenschöpfungsmythos“, den ich jedoch in einem anderen Artikel ansprechen werde.

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