Wie die CIA Google erschuf – Insurge Intelligence/Medium
Im Inneren des geheimen Netzwerks hinter Massenüberwachung, endlosem Krieg und Skynet - Teil 1
Anmerkung: Es handelt sich um einen älteren Artikel von 2015, der in vielen Punkten an Aktualität jedoch nichts eingebüßt hat – leider.
Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo in Paris versuchen westliche Regierungen im Eiltempo, erweiterte Befugnisse zur Massenüberwachung und Kontrolle des Internets zu legitimieren – alles im Namen der Terrorismusbekämpfung.
US-amerikanische und europäische Politiker haben gefordert, die Schnüffelei im Stile der NSA zu schützen und die Möglichkeiten zum Eingriff in die Privatsphäre im Internet durch das Verbot von Verschlüsselung zu erweitern. Eine Idee ist, eine Telekom-Partnerschaft zu gründen, die einseitig Inhalte löschen würde, die als „Schüren von Hass und Gewalt“ angesehen werden, wenn das situativ als „angemessen“ gilt. Auf Regierungs- und Parlamentsebene werden hitzige Diskussionen geführt, um die Durchbrechung des Anwaltsgeheimnisses zu ermöglichen.
Was all dies gebracht hätte, um die Charlie Hebdo-Anschläge zu verhindern, bleibt ein Rätsel, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir bereits wissen, dass die Terroristen bis zu einem Jahrzehnt lang auf dem Radar des französischen Geheimdienstes waren.
Es gibt wenig Neues an dieser Geschichte. Die Gräueltat vom 11. September war der erste von vielen Terroranschlägen, denen jeweils eine dramatische Ausweitung drakonischer staatlicher Befugnisse auf Kosten der bürgerlichen Freiheiten folgte, unterstützt durch die Projektion militärischer Gewalt in Regionen, die als Hotspots für Terroristen identifiziert wurden. Doch es gibt kaum Anzeichen dafür, dass diese bewährte Formel etwas zur Verringerung der Gefahr beigetragen hat. Wenn überhaupt, scheinen wir in einem sich vertiefenden Kreislauf der Gewalt gefangen zu sein, ohne dass ein Ende in Sicht wäre.
Während unsere Regierungen darauf drängen, ihre Befugnisse zu erweitern, kann INSURGE INTELLIGENCE nun das enorme Ausmaß aufdecken, in dem die US-Geheimdienstgemeinschaft in die Förderung der Web-Plattformen, die wir heute kennen, verwickelt ist, und zwar genau zu dem Zweck, die Technologie als Mechanismus für einen globalen „Informationskrieg“ zu nutzen – einen Krieg, der die Macht der Wenigen über den Rest von uns legitimieren soll. Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte ist der Konzern, der mit seiner unaufdringlichen Omnipräsenz in vielerlei Hinsicht das 21. Jahrhundert prägte: Google.
Google stilisiert sich selbst als freundliche, flippige, benutzerfreundliche Tech-Firma, die durch eine Kombination aus Geschick, Glück und echter Innovation zur Berühmtheit aufstieg. Das ist wahr. Aber es ist nur ein Bruchteil der Geschichte. In Wirklichkeit ist Google ein Deckmantel, hinter dem der militärisch-industrielle Komplex der USA lauert.
Die Insider-Geschichte von Googles Aufstieg, die hier zum ersten Mal enthüllt wird, öffnet ein Wespennest, das weit über Google hinausgeht und unerwartet ein Licht auf die Existenz eines parasitären Netzwerks wirft, das die Entwicklung des nationalen Sicherheitsapparats der USA vorantreibt und obszön von dessen Betrieb profitiert.
Das Schattennetzwerk
In den letzten zwei Jahrzehnten haben die außen- und geheimdienstlichen Strategien der USA zu einem globalen „Krieg gegen den Terror“ geführt, der aus anhaltenden militärischen Invasionen in der muslimischen Welt und einer umfassenden Überwachung der Zivilbevölkerung besteht. Diese Strategien wurden von einem geheimen Netzwerk innerhalb und außerhalb des Pentagons ausgebrütet, wenn nicht gar diktiert.
Unter der Clinton-Administration gegründet, unter Bush konsolidiert und unter Obama fest verankert, besiegelte dieses überparteiliche Netzwerk meist neokonservativer Ideologen seine Herrschaft innerhalb des US-Verteidigungsministeriums (DoD) bis zum Anbruch des Jahres 2015 durch den Betrieb einer obskuren Unternehmenseinheit außerhalb des Pentagon, aber vom Pentagon geleitet.
Im Jahr 1999 gründete die CIA ihre eigene Risikokapital-Investmentfirma, In-Q-Tel, um vielversprechende Start-ups zu finanzieren, die für die Geheimdienste nützliche Technologien entwickeln könnten. Aber die Inspiration für In-Q-Tel kam schon früher, als das Pentagon seine eigene privatwirtschaftliche Einrichtung gründete.
Bekannt als „Highlands Forum“, fungiert dieses private Netzwerk seit Mitte der 1990er Jahre als Brücke zwischen dem Pentagon und mächtigen amerikanischen Eliten außerhalb des Militärs. Trotz wechselnder ziviler Administrationen ist es dem Netzwerk um das Highlands Forum zunehmend gelungen, die US-Verteidigungspolitik zu dominieren.
Riesige Rüstungsunternehmen wie „Booz Allen Hamilton“ und „Science Applications International Corporation“ werden manchmal als „Schattengeheimdienste“ bezeichnet, da sie mit der Regierung in Verbindung stehen und gleichzeitig Einfluss auf die Verteidigungspolitik nehmen und von ihr profitieren können. Aber während diese Auftragnehmer um Macht und Geld konkurrieren, arbeiten sie auch zusammen, wenn es darauf ankommt. Das Highlands Forum bietet seit 20 Jahren einen inoffiziellen Raum, in dem sich einige der prominentesten Mitglieder der Schattengeheimdienste mit hochrangigen US-Regierungsvertretern und anderen führenden Vertretern der relevanten Branchen treffen.
Ich stolperte zum ersten Mal auf die Existenz dieses Netzwerks im November 2014, als ich für VICE’s Motherboard berichtet, dass US-Verteidigungsminister Chuck Hagels neu angekündigte „Defense Innovation Initiative“ sich in Wahrheit um den Bau von Skynet drehte – oder etwas Ähnliches, im Wesentlichen, um eine aufkommende Ära der automatisierten Roboter-Kriegsführung zu dominieren.
Diese Geschichte basierte auf einem wenig bekannten, vom Pentagon finanzierten „Weißbuch“, das zwei Monate zuvor von der „National Defense University“ (NDU) in Washington DC veröffentlicht wurde, einer führenden, vom US-Militär betriebenen Institution, die unter anderem Forschung zur Entwicklung der US-Verteidigungspolitik auf höchster Ebene betreibt. Das White Paper verdeutlichte die Überlegungen, die hinter der neuen Initiative standen, und die revolutionären wissenschaftlichen und technologischen Entwicklungen, von denen man hoffte, profitieren zu können.
Das Highlands Forum
Der Mitverfasser dieses NDU-Weißbuchs ist Linton Wells, ein 51 Jahre alter US-Verteidigungsbeamter, der in der Bush-Regierung als Chief Information Officer des Pentagons diente und die „National Security Agency“ (NSA) und andere Spionageagenturen beaufsichtigte. Er hat immer noch aktive, streng geheime Sicherheitsfreigaben und laut einem Bericht des Magazins „Government Executive“ aus dem Jahr 2006 war er Vorsitzender des „Highlands Forum“, das 1994 vom Pentagon gegründet wurde.
Das Magazin „New Scientist“ hat das Highlands Forum mit Elitetreffen wie „Davos, Ditchley und Aspen“ verglichen und es als „weit weniger bekannt, aber … wohl genauso einflussreiche Gesprächsrunde“ beschrieben. Regelmäßige Treffen des Forums bringen „innovative Menschen zusammen, um die Wechselwirkungen zwischen Politik und Technologie zu betrachten. Seine größten Erfolge liegen in der Entwicklung von netzwerkbasierter High-Tech-Kriegsführung.“
In Anbetracht von Wells‘ Rolle in einem solchen Forum war es vielleicht nicht überraschend, dass sein Weißbuch zur Verteidigungstransformation einen so tiefgreifenden Einfluss auf die aktuelle Politik des Pentagons haben konnte. Aber wenn das der Fall war, warum hatte es niemand bemerkt?
Obwohl das Forum vom Pentagon gesponsert wurde, konnte ich keine offizielle Seite auf der DoD-Website über das Forum finden. Aktive und ehemalige Quellen des US-Militärs und des Geheimdienstes hatten noch nie davon gehört, ebenso wenig wie Journalisten, die über nationale Sicherheit schrieben. Ich war verblüfft.
Die Venture-Firma für intellektuelles Kapital des Pentagon
Im Prolog seines 2007 erschienenen Buches „A Crowd of One: The Future of Individual Identity“ beschreibt John Clippinger, ein MIT-Wissenschaftler der „Media Lab Human Dynamics Group“, wie er an einem Treffen des „Highlands Forum“ teilnahm, einem „nur auf Einladung stattfindenden Treffen, das vom Verteidigungsministerium finanziert und vom Assistenten für Netzwerke und Informationsintegration geleitet wurde.“ Dies war ein hochrangiger DoD-Posten, der Operationen und Richtlinien für die mächtigsten Spionageagenturen des Pentagons beaufsichtigte, darunter die NSA, die „Defense Intelligence Agency“ (DIA) und andere. Ab 2003 wurde die Position in das umgewandelt, was jetzt der Unterstaatssekretär der Verteidigung für die Nachrichtendienste ist. Das Highlands Forum, so Clippinger, wurde von einem pensionierten US Navy -ptain namens Dick O’Neill gegründet. Zu den Delegierten gehören hochrangige US-Militärs aus zahlreichen Behörden und Abteilungen – „Captains, Konteradmiräle, Generäle, Colonels, Majors und Kommandanten“ sowie „Mitglieder der DoD-Führung“.
Was auf den ersten Blick wie die Hauptwebsite des Forums aussieht, beschreibt Highlands als „ein informelles, interdisziplinäres Netzwerk, das von der Bundesregierung gesponsert wird“ und sich auf „Information, Wissenschaft und Technologie“ konzentriert. Die Erklärungen sind spärlich, abgesehen von einem einzigen „Department of Defense“-Logo.
Aber Highlands hat auch eine andere Website, die sich selbst als „Intellectual Capital Venture Firm“ mit „umfangreicher Erfahrung in der Unterstützung von Unternehmen, Organisationen und Regierungsvertretern“ beschreibt. Die Firma bietet eine „breite Palette von Dienstleistungen an, darunter: strategische Planung, Szenarienerstellung und Spiele für expandierende globale Märkte“ sowie „die Zusammenarbeit mit Kunden, um Strategien für die Ausführung zu entwickeln.“ ‚The Highlands Group Inc.‘, so heißt es auf der Website, organisiert eine ganze Reihe von Foren zu diesen Themen.
So betreibt die Gruppe neben dem Highlands Forum seit 9/11 auch das ‚Island Forum‘, eine internationale Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium von Singapur, die O’Neill als „Lead Consultant“ betreut. Die Website des singapurischen Verteidigungsministeriums beschreibt das Island Forum als „nach dem Muster des Highlands Forums aufgebaut, das für das US-Verteidigungsministerium organisiert wurde.“ Von NSA-Whistleblower Edward Snowden durchgesickerte Dokumente bestätigten, dass Singapur eine Schlüsselrolle dabei spielte, den USA und Australien zu erlauben, Unterseekabel anzuzapfen, um asiatische Mächte wie Indonesien und Malaysia auszuspionieren.
Die Website der Highlands Group enthüllt auch, dass Highlands mit einem der mächtigsten Rüstungsunternehmen in den Vereinigten Staaten zusammenarbeitet. Highlands wird „von einem Netzwerk von Unternehmen und unabhängigen Forschern unterstützt“, darunter „unsere Highlands-Forum-Partner der letzten zehn Jahre bei SAIC; und das riesige Highlands-Netzwerk von Teilnehmern am Highlands-Forum.“
SAIC steht für das US-Verteidigungsunternehmen „Science Applications International Corporation“, das 2013 seinen Namen in Leidos änderte und SAIC als Tochterunternehmen betreibt. SAIC/Leidos gehört zu den Top 10 der größten Rüstungsunternehmen in den USA und arbeitet eng mit den US-Geheimdiensten zusammen, insbesondere mit der NSA. Laut dem Enthüllungsjournalisten Tim Shorrock, der mit seinem bahnbrechenden Buch „Spies for Hire“ als Erster das riesige Ausmaß der Privatisierung der US-Geheimdienste aufdeckte, hat SAIC eine „symbiotische Beziehung mit der NSA: Die Behörde ist der größte Einzelkunde des Unternehmens und SAIC ist der größte Auftragnehmer der NSA.“
Der Yoda-Club
Aber Clippinger verwies auch auf eine andere geheimnisvolle Person, die von den Forumsteilnehmern verehrt wurde:
„Er saß im hinteren Teil des Raumes, ausdruckslos hinter einer dicken, schwarzgerahmten Brille. Ich hörte ihn nie ein Wort sagen … Andrew (Andy) Marshall ist eine Ikone im Verteidigungsministerium. Manche nennen ihn Yoda, was auf seinen mythischen undurchschaubaren Status hinweist … Er hatte vielen Regierungen gedient und wurde weithin als über der Parteipolitik stehend angesehen. Er war ein Unterstützer des Highlands-Forums und ein regelmäßiger Gast von Anfang an.“
Seit 1973 leitet Marshall eine der mächtigsten Agenturen des Pentagon, das „Office of Net Assessment“ (ONA), die interne „Denkfabrik“ des US-Verteidigungsministers, die streng geheime Forschungen zur zukünftigen Planung der Verteidigungspolitik in der gesamten US-Militär- und Geheimdienstgemeinschaft durchführt. Das ONA hat eine Schlüsselrolle bei wichtigen Strategieinitiativen des Pentagon gespielt, darunter die maritime Strategie, die „Strategic Defense Initiative“, die „Competitive Strategies Initiative“ und die „Revolution in Military Affairs“.
In einem seltenen Profil von 2002 in „Wired“ beschrieb der Reporter Douglas McGray Andrew Marshall, jetzt 93 Jahre alt, als „schwer fassbaren“, aber „einen der einflussreichsten“ Beamten des Verteidigungsministeriums. McGray fügte hinzu, dass „Vizepräsident Dick Cheney, Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und der stellvertretende Minister Paul Wolfowitz“ – die weithin als die Falken der neokonservativen Bewegung in der amerikanischen Politik gelten – zu Marshalls „Starschützlingen“ gehörten.
In einer Rede bei einem unauffälligen Seminar an der Harvard University einige Monate nach dem 11. September sagte der Gründungspräsident des Highlands Forum, Richard O’Neill, dass Marshall viel mehr als nur ein „fester Bestandteil“ des Forums sei. „Andy Marshall ist unser Co-Vorsitzender, also fließt indirekt alles, was wir tun, in Andys System zurück“, sagte er dem Publikum. „Die Leute, die an den Forumstreffen teilnehmen, gehen direkt zurück, um Andy Briefings zu verschiedenen Themen zu geben und die Dinge zusammenzufassen.“ Er sagte auch, dass das Forum einen dritten Co-Vorsitzenden hatte: den Direktor der „Defense Advanced Research and Projects Agency“ (DARPA), der zu dieser Zeit ein von Rumsfeld ernannter Mitarbeiter war, Anthony J. Tether. Bevor er zur DARPA kam, war Tether Vizepräsident von SAICs Advanced Technology Sector.
Der Einfluss des Highlands-Forums auf die US-Verteidigungspolitik erfolgte somit über drei Hauptkanäle: seine Förderung durch das „Office of the Secretary of Defense“ (um die Mitte des letzten Jahrzehnts wurde dies speziell auf das „Office of the Undersecretary of Defense for Intelligence“ übertragen, das für die wichtigsten Überwachungsbehörden zuständig ist); seine direkte Verbindung zu Andrew „Yoda“ Marshalls ONA; und seine direkte Verbindung zur DARPA.
Laut Clippinger in „A Crowd of One“ „könnte das, was bei informellen Zusammenkünften wie dem Highlands Forum passiert, im Laufe der Zeit und durch unvorhergesehene kuriose Wege des Einflusses enorme Auswirkungen haben, nicht nur innerhalb des DoD, sondern in der ganzen Welt.“ Er schrieb, dass die Ideen des Forums „vom Ketzertum zum Mainstream geworden sind. Ideen, die 1999 noch ein Anathema waren, wurden nur drei Jahre später in die Politik übernommen“.
Obwohl das Forum keine „Konsensempfehlungen“ produziert, ist sein Einfluss tiefer als der eines traditionellen Beratungsausschusses der Regierung. „Die Ideen, die aus den Treffen hervorgehen, können sowohl von Entscheidungsträgern als auch von Leuten aus den Think Tanks genutzt werden“, so O’Neill:
„Leute von Booz, SAIC, RAND oder anderen nehmen an unseren Treffen teil … Wir begrüßen diese Art der Zusammenarbeit, weil sie, ehrlich gesagt, die Gravitas haben. Sie sind für die Langstrecke da und sind in der Lage, die Regierungspolitik mit echter wissenschaftlicher Arbeit zu beeinflussen … Wir produzieren Ideen und Interaktion und Netzwerke für diese Leute, die sie mitnehmen und nutzen können, wenn sie sie brauchen.“
Meine wiederholten Bitten an O’Neill um Informationen über seine Arbeit beim Highlands Forum wurden ignoriert. Auch das Verteidigungsministerium hat auf mehrfache Anfragen nach Informationen und Kommentaren zum Forum nicht reagiert.
Informationskriegsführung
Das Highlands Forum hat als „Einflussbrücke“ in zwei Richtungen gedient: einerseits für das Schatten-Netzwerk privater Auftragnehmer, um die Formulierung der Informationsoperationspolitik innerhalb des US-Militärgeheimdienstes zu beeinflussen, und andererseits für das Pentagon, um Einfluss auf die Vorgänge im privaten Sektor zu nehmen. Es gibt keinen deutlicheren Beweis dafür als die wahrhaft instrumentelle Rolle des Forums bei der Ausbrütung der Idee der Massenüberwachung als Mechanismus zur Beherrschung von Informationen im globalen Maßstab.
Im Jahr 1989 schrieb Richard O’Neill, damals Kryptologe bei der US Navy, ein Papier für das US Naval War College, „Toward a methodology for perception management“. In seinem Buch „Future Wars“ schreibt Col. John Alexander, damals ein hochrangiger Offizier im „Intelligence and Security Command“ (INSCOM) der US-Armee, dass O’Neills Papier zum ersten Mal eine Strategie für das „Wahrnehmungsmanagement“ als Teil der Informationskriegsführung (IW) umriss. O’Neills vorgeschlagene Strategie identifizierte drei Zielkategorien für IW: Gegner, damit sie glauben, dass sie verwundbar sind; potenzielle Partner, „damit sie die Sache [des Krieges] als gerecht empfinden“; und schließlich die Zivilbevölkerung und die politische Führung, damit sie „die Kosten als den Aufwand wert empfinden“. Ein geheimes Briefing, das auf O’Neills Arbeit basierte, „fand seinen Weg zur obersten Führung“ im Verteidigungsministerium. „Sie bestätigten, dass O’Neill Recht hatte und sagten ihm, er solle es begraben.
Aber das Verteidigungsministerium hat es nicht begraben. Um 1994 wurde die Highlands Group von O’Neill als offizielles Pentagon-Projekt im Auftrag von Bill Clintons damaligem Verteidigungsminister William Perry gegründet – der nach seinem Ausscheiden aus der Regierung im Jahr 2003 in den Vorstand von SAIC wechselte.
In O’Neills eigenen Worten würde die Gruppe als „Ideenlabor“ des Pentagon fungieren. Laut „Government Executive“ versammelten sich beim ersten Treffen des Forums Militär- und Informationstechnologie-Experten, „um die Auswirkungen von IT und Globalisierung auf die Vereinigten Staaten und die Kriegsführung zu betrachten. Wie würden das Internet und andere aufkommende Technologien die Welt verändern?“ Das Treffen trug dazu bei, die Idee der „netzwerkzentrierten Kriegsführung“ in den Köpfen der „führenden militärischen Denker der Nation“ zu verankern.
Ausschluss der Öffentlichkeit
Offizielle Pentagon-Aufzeichnungen bestätigen, dass das Hauptziel des Highlands-Forums darin bestand, die DoD-Politik zu O’Neills Spezialgebiet zu unterstützen: die Informationskriegsführung. Laut dem Pentagon-Jahresbericht 1997 an den Präsidenten und den Kongress unter einem Abschnitt mit der Überschrift „Information Operations“ (IO) hatte das Office of the Secretary of Defense (OSD) die „Einrichtung der Highlands Group aus wichtigen DoD-, Industrie- und akademischen IO-Experten“ autorisiert, um die IO über die militärischen Nachrichtendienste des Bundes zu koordinieren.
Der DoD-Jahresbericht des folgenden Jahres bekräftigte die zentrale Bedeutung des Forums für Informationsoperationen: „Um IO-Fragen zu untersuchen, sponsert das DoD das Highlands Forum, das Regierungs-, Industrie- und akademische Fachleute aus verschiedenen Bereichen zusammenbringt.“
Man beachte, dass 1998 aus der Highlands-„Gruppe“ ein „Forum“ wurde. Laut O’Neill geschah dies, um die Treffen des Highlands-Forums nicht „bürokratischen Einschränkungen“ zu unterwerfen. Worauf er anspielte, war der Federal Advisory Committee Act (FACA), der die Art und Weise regelt, wie die US-Regierung formell den Rat von Sonderinteressen einholen kann.
Das als „Open Government“-Gesetz bekannte FACA schreibt vor, dass US-Regierungsbeamte keine geschlossenen oder geheimen Konsultationen mit Personen außerhalb der Regierung abhalten dürfen, um Politik zu entwickeln. Alle derartigen Konsultationen sollten über Bundesberatungsausschüsse stattfinden, die eine öffentliche Kontrolle zulassen. FACA verlangt, dass Sitzungen öffentlich abgehalten und über das Federal Register angekündigt werden und dass beratende Gruppen bei einem Büro der General Services Administration registriert werden – neben anderen Anforderungen, die die Rechenschaftspflicht gegenüber dem öffentlichen Interesse aufrechterhalten sollen.
Aber „Government Executive“ berichtete, dass „O’Neill und andere glaubten“, dass solche regulatorischen Fragen „den freien Fluss von Ideen und die unverfänglichen Diskussionen, die sie anstrebten, unterdrücken würden.“ Die Anwälte des Pentagons hatten davor gewarnt, dass das Wort „Gruppe“ bestimmte Verpflichtungen nach sich ziehen könnte und rieten dazu, die ganze Sache privat zu betreiben: „Also benannte O’Neill es in ‚Highlands Forum‘ um und wechselte in die Privatwirtschaft, um es als Berater des Pentagons zu leiten.“ Das Pentagon Highlands Forum läuft also unter dem Deckmantel von O’Neills „intellectual capital venture firm“, „Highlands Group Inc.“.
1995, ein Jahr nachdem William Perry O’Neill zum Leiter des Highlands-Forums ernannt hatte, gründete SAIC – die „Partner“-Organisation des Forums – ein neues Zentrum für Informationsstrategie und -politik unter der Leitung von „Jeffrey Cooper, einem Mitglied der Highlands-Gruppe, der hochrangige Beamte des Verteidigungsministeriums in Fragen der Informationskriegsführung berät“. Das Zentrum hatte genau dasselbe Ziel wie das Forum, nämlich als „Clearingstelle zu fungieren, um die besten und klügsten Köpfe auf dem Gebiet der Informationskriegsführung zusammenzubringen, indem es eine fortlaufende Reihe von Seminaren, Vorträgen und Symposien sponsert, die die Auswirkungen der Informationskriegsführung eingehend untersuchen.“ Das Ziel war es, „Führungskräften und politischen Entscheidungsträgern aus Regierung, Industrie und Wissenschaft die Möglichkeit zu geben, sich mit Schlüsselfragen der Informationskriegsführung zu befassen, um sicherzustellen, dass die Vereinigten Staaten ihren Vorsprung gegenüber allen potenziellen Feinden behalten.“
Trotz der FACA-Bestimmungen sind die beratenden Bundesausschüsse bereits stark von der Macht der Unternehmen beeinflusst, wenn nicht sogar gefangen genommen. Indem das Pentagon also FACA umging, setzte es sich sogar über die losen Beschränkungen von FACA hinweg, indem es dauerhaft jede Möglichkeit der öffentlichen Beteiligung ausschloss.
O’Neills Behauptung, es gäbe keine Berichte oder Empfehlungen, ist unaufrichtig. Nach seinem eigenen Eingeständnis wurden die geheimen Beratungen des Pentagons mit der Industrie, die durch das Highlands Forum seit 1994 stattgefunden haben, von regelmäßigen Präsentationen akademischer und politischer Papiere, Aufzeichnungen und Notizen von Sitzungen und anderen Formen der Dokumentation begleitet, die hinter einem nur für die Delegierten des Forums zugänglichen Login verschlossen sind. Dies verstößt gegen den Geist, wenn nicht sogar gegen den Buchstaben des FACA – in einer Art und Weise, die ganz offensichtlich darauf abzielt, demokratische Rechenschaftspflicht und Rechtsstaatlichkeit zu umgehen.
Das Highlands Forum muss keine Konsensempfehlungen produzieren. Sein Zweck ist es, das Pentagon einen Schattenmechanismus in puncto Social-Networking zur Verfügung zu stellen, um dauerhafte Beziehungen mit der Macht der Unternehmen zu zementieren und neue Talente zu identifizieren, die zur Feinabstimmung von Informationskriegsführungsstrategien in absoluter Geheimhaltung verwendet werden können.
Die Gesamtzahl der Teilnehmer am Highlands Forum des DoD liegt bei über tausend, obwohl die Sitzungen größtenteils aus kleinen, geschlossenen Workshops mit maximal 25-30 Personen bestehen, die je nach Thema Experten und Beamte zusammenbringen. Zu den Teilnehmern gehörten hochrangige Mitarbeiter von SAIC und Booz Allen Hamilton, RAND Corp, Cisco, Human Genome Sciences, eBay, PayPal, IBM, Google, Microsoft, AT&T, BBC, Disney, General Electric, Enron und unzähligen anderen; demokratische und republikanische Mitglieder des Kongresses und des Senats; hochrangige Führungskräfte aus der US-Energieindustrie wie Daniel Yergin von IHS Cambridge Energy Research Associates; und Schlüsselpersonen, die an beiden Seiten der Präsidentschaftskampagnen beteiligt waren.
Andere Teilnehmer waren hochrangige Medienprofis: David Ignatius, Mitherausgeber der „Washington Post“ und seinerzeit leitender Redakteur der „International Herald Tribune“; Thomas Friedman, langjähriger Kolumnist der „New York Times“; Arnaud de Borchgrave, Redakteur bei der „Washington Times“ und „United Press International“; Steven Levy, ehemaliger „Newsweek“-Redakteur, leitender Autor bei „Wired“ und jetzt Chefredakteur für Technik bei „Medium“; Lawrence Wright, Mitarbeiter beim „New Yorker“; Noah Shachtmann, leitender Redakteur beim „Daily Beast“; Rebecca McKinnon, Mitbegründerin von „Global Voices Online“; Nik Gowing von der BBC; und John Markoff von der „New York Times“.
Aufgrund seiner derzeitigen Schirmherrschaft durch den Unterstaatssekretär für Nachrichtendienste des OSD hat das Forum Insider-Zugang zu den Chefs der wichtigsten US-Überwachungs- und Aufklärungsbehörden sowie zu den Direktoren und ihren Assistenten in den Forschungseinrichtungen des DoD, von DARPA bis zur ONA. Das bedeutet auch, dass das Forum tief in die politischen Forschungsarbeitsgruppen des Pentagons eingebunden ist.
Google: Saat des Pentagon
1994 – im selben Jahr, in dem das Highlands Forum unter der Leitung des Office of the Secretary of Defense, der ONA und der DARPA gegründet wurde – gelang zwei jungen Doktoranden der Stanford University, Sergey Brin und Larry Page, der Durchbruch mit der ersten automatisierten Web-Crawling- und Page-Ranking-Anwendung. Diese Anwendung ist nach wie vor die Kernkomponente dessen, was schließlich zum Suchdienst von Google wurde. Brin und Page führten ihre Arbeit mit finanzieller Unterstützung der Digital Library Initiative (DLI) durch, einem behördenübergreifenden Programm der National Science Foundation (NSF), der NASA und der DARPA.
Aber das ist nur die eine Seite der Geschichte.
Während der gesamten Entwicklung der Suchmaschine berichtete Sergey Brin regelmäßig und direkt an zwei Personen, die überhaupt nicht zur Stanford-Fakultät gehörten: Dr. Bhavani Thuraisingham und Dr. Rick Steinheiser. Beide waren Vertreter eines sensiblen Forschungsprogramms der US-Geheimdienste zum Thema Informationssicherheit und Data-Mining.
Thuraisingham ist derzeit „Louis A. Beecherl Distinguished Professor“ und Exekutivdirektorin des „Cyber Security Research Institute“ an der University of Texas, Dallas, und eine gefragte Expertin für Data-Mining, Datenmanagement und Fragen der Informationssicherheit. Doch in den 1990er Jahren arbeitete sie für die MITRE Corp., ein führendes US-Verteidigungsunternehmen, wo sie die „Massive Digital Data Systems Initiative“ leitete, ein Projekt, das von der NSA, der CIA und dem Director of Central Intelligence gesponsert wurde, um innovative Forschung in der Informationstechnologie zu fördern.
„Wir förderten die Stanford University durch den Informatiker Jeffrey Ullman, der mehrere vielversprechende Doktoranden hatte, die auf vielen spannenden Gebieten arbeiteten“, erzählte mir Prof. Thuraisingham. „Einer von ihnen war Sergey Brin, der Gründer von Google. Das MDDS-Programm des Geheimdienstes stellte Brin im Wesentlichen eine Anschubfinanzierung zur Verfügung, die durch viele andere Quellen, einschließlich des Privatsektors, ergänzt wurde.“
Diese Art der Finanzierung ist sicherlich nicht ungewöhnlich, und dass Sergey Brin sie als Doktorand in Stanford erhalten konnte, scheint ein Zufall gewesen zu sein. Das Pentagon war zu dieser Zeit voll mit der Informatikforschung beschäftigt. Aber es zeigt, wie tief die Kultur des Silicon Valley in den Werten der US-Geheimdienstgemeinschaft verwurzelt ist.
In einem außergewöhnlichen Dokument, das auf der Website der University of Texas zu finden ist, erzählt Thuraisingham, dass von 1993 bis 1999 „die Intelligence Community [IC] ein Programm namens Massive Digital Data Systems (MDDS) startete, das ich für die Intelligence Community leitete, als ich bei der MITRE Corporation war.“ Das Programm finanzierte 15 Forschungsprojekte an verschiedenen Universitäten, darunter auch Stanford. Das Ziel war die Entwicklung von „Datenmanagement-Technologien zur Verwaltung von mehreren Terabytes bis Petabytes an Daten“, unter anderem für „Abfrageverarbeitung, Transaktionsmanagement, Metadatenmanagement, Speichermanagement und Datenintegration.“
Zu dieser Zeit war Thuraisingham Chefwissenschaftlerin für Daten- und Informationsmanagement bei MITRE, wo sie die Forschung und Entwicklung von Teams für die NSA, die CIA, das „US Air Force Research Laboratory“ sowie das „Space and Naval Warfare Systems Command“ (SPAWAR) und das „Communications and Electronic Command“ (CECOM) der US Navy leitete. Anschließend gab sie Kurse für US-Regierungsbeamte und Verteidigungsunternehmen zum Thema Data-Mining in der Terrorismusbekämpfung.
In ihrem Artikel der University of Texas fügt sie die Kopie einer Zusammenfassung des MDDS-Programms der US-Geheimdienste bei, die 1995 auf dem „Annual Intelligence Community Symposium“ vorgestellt wurde. Aus dem Abstract geht hervor, dass die Hauptsponsoren des MDDS-Programms drei Agenturen waren: die NSA, das „Office of Research & Development“ der CIA und der „Community Management Staff“ (CMS) der Geheimdienstgemeinde, der dem Director of Central Intelligence unterstellt ist. Als Administratoren des Programms, das über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren mit etwa drei bis vier Millionen Dollar pro Jahr finanziert wurde, wurden Hal Curran (NSA), Robert Kluttz (CMS), Dr. Claudia Pierce (NSA), Dr. Rick Steinheiser (ORD – steht für das Office of Research and Devepment der CIA) und Dr. Thuraisingham selbst identifiziert.
Thuraisingham führt in ihrem Artikel weiter aus, dass dieses gemeinsame CIA-NSA-Programm Sergey Brin teilweise finanzierte, um den Kern von Google zu entwickeln, und zwar durch einen Zuschuss an Stanford, der von Brins Vorgesetztem Prof. Jeffrey D. Ullman verwaltet wurde:
„Tatsächlich wurde der Google-Gründer, Sergey Brin, teilweise durch dieses Programm finanziert, als er Doktorand in Stanford war. Er entwickelte zusammen mit seinem Berater Prof. Jeffrey Ullman und meinem Kollegen bei MITRE, Dr. Chris Clifton [Mitre’s Chief Scientist im IT-Bereich], das Query Flocks System, das Lösungen für das Mining großer Datenmengen in Datenbanken produzierte. Ich erinnere mich, dass ich Stanford mit Dr. Rick Steinheiser von der Intelligence Community besuchte und Brin auf Rollschuhen hereinstürmte, seine Präsentation hielt und wieder hinausrauschte. Tatsächlich demonstrierte uns Mr. Brin bei unserem letzten Treffen im September 1998 seine Suchmaschine, aus der bald darauf Google wurde.“
Brin und Page gründeten Google offiziell als Unternehmen im September 1998, genau in dem Monat, in dem sie Thuraisingham und Steinheiser zum letzten Mal Bericht erstatteten. „Query Flocks“ war auch Teil von Googles patentiertem „PageRank“-Suchsystem, das Brin in Stanford im Rahmen des CIA-NSA-MDDS-Programms sowie mit finanzieller Unterstützung der NSF, IBM und Hitachi entwickelte. Im selben Jahr verfasste Dr. Chris Clifton von MITRE, der unter Thuraisingham an der Entwicklung des „Query Flocks“-Systems arbeitete, gemeinsam mit Brins Vorgesetztem, Prof. Ullman, und Rick Steinheiser von der CIA ein Papier. Unter dem Titel „Knowledge Discovery in Text“ wurde das Papier auf einer akademischen Konferenz vorgestellt.
„Die MDDS-Finanzierung, die Brin unterstützte, war signifikant, was die Anschubfinanzierung angeht, aber sie wurde wahrscheinlich von den anderen Finanzierungsströmen aufgewogen“, sagte Thuraisingham. „Die Dauer der Brin-Förderung betrug etwa zwei Jahre oder so. In dieser Zeit besuchten ich und meine Kollegen vom MDDS Stanford, um Brin zu sehen und seine Fortschritte zu überwachen, etwa alle drei Monate. Wir beaufsichtigten ihn nicht genau, aber wir wollten den Fortschritt überprüfen, auf mögliche Probleme hinweisen und Ideen vorschlagen. Bei diesen Besprechungen präsentierte uns Brin die Forschung zu den Query Flocks und führte uns auch Versionen der Google-Suchmaschine vor.“
So berichtete Brin regelmäßig an Thuraisingham und Steinheiser über seine Arbeit bei der Entwicklung von Google.
UPDATE 2.05PM GMT [2. Februar 2015]:
Seit der Veröffentlichung dieses Artikels hat Prof. Thuraisingham ihren oben erwähnten Artikel geändert. Die geänderte Version enthält eine neue modifizierte Aussage, gefolgt von einer Kopie der ursprünglichen Version ihres Berichts über den MDDS. In dieser geänderten Version weist Thuraisingham die Idee zurück, dass die CIA Google finanziert hat, und sagt stattdessen:
„In der Tat entwickelten Prof. Jeffrey Ullman (in Stanford) und mein Kollege bei MITRE, Dr. Chris Clifton, zusammen mit einigen anderen das Query Flocks System, als Teil von MDDS, das Lösungen für das Mining großer Datenmengen in Datenbanken produzierte. Auch Sergey Brin, der Mitbegründer von Google, war zu dieser Zeit Teil der Forschungsgruppe von Prof. Ullman. Ich erinnere mich, dass ich Stanford regelmäßig mit Dr. Rick Steinheiser von der Intelligence Community besuchte und Herr Brin auf Rollschuhen hereinstürmte, seine Präsentation hielt und wieder hinausstürmte. Bei unserem letzten Besuch in Stanford im September 1998 führte uns Herr Brin seine Suchmaschine vor, die, wie ich glaube, bald darauf zu Google wurde …
Es gibt auch mehrere Ungenauigkeiten in Dr. Ahmeds Artikel (vom 22. Januar 2015). Zum Beispiel war das MDDS-Programm kein ’sensibles‘ Programm, wie von Dr. Ahmed angegeben; es war ein unklassifiziertes Programm, das Universitäten in den USA finanziert. Darüber hinaus hat Sergey Brin weder mir noch Dr. Rick Steinheiser jemals Bericht erstattet; er hat uns lediglich während unserer Besuche im Department of Computer Science in Stanford in den 1990er Jahren Vorträge gehalten. Außerdem hat das MDDS niemals Google finanziert, sondern die Stanford University.“
Hier gibt es keinen substanziellen faktischen Unterschied in Thuraisinghams Darstellungen, außer der Behauptung, dass ihre Aussage, die Sergey Brin mit der Entwicklung von „Query Flocks“ in Verbindung bringt, falsch ist. Bemerkenswerterweise stammt diese Bestätigung nicht aus ihrem eigenen Wissen, sondern aus eben diesem Artikel, der einen Kommentar eines Google-Sprechers zitiert.
Der bizarre Versuch, Google vom MDDS-Programm zu distanzieren, geht jedoch an der Sache vorbei. Erstens hat der MDDS Google nie finanziert, denn während der Entwicklung der Kernkomponenten der Google-Suchmaschine gab es keine Firma mit diesem Namen. Der Zuschuss wurde stattdessen der Stanford University durch Prof. Ullman zur Verfügung gestellt, durch den ein Teil der MDDS-Mittel zur Unterstützung von Brin verwendet wurde, der zu dieser Zeit Google mitentwickelte. Zweitens fügt Thuraisingham dann hinzu, dass Brin ihr oder Steinheiser von der CIA nie „Bericht erstattet“ habe, gibt aber zu, dass er „während unserer Besuche in der Abteilung für Informatik in Stanford in den 1990er Jahren Präsentationen für uns gehalten hat.“ Es ist jedoch unklar, was hier der Unterschied zwischen dem Berichten und dem Halten einer detaillierten Präsentation sein soll – so oder so bestätigt Thuraisingham, dass sie und die CIA ein großes Interesse an Brins Entwicklung von Google hatten. Drittens beschreibt Thuraisingham das MDDS-Programm als „nicht klassifiziert“, was aber nicht im Widerspruch zu seiner „sensiblen“ Natur steht. Als jemand, der jahrzehntelang als Auftragnehmer und Berater von Geheimdiensten gearbeitet hat, ist sich Thuraisingham sicherlich bewusst, dass es viele Möglichkeiten gibt, Geheimdienstinformationen zu kategorisieren, einschließlich „sensibel, aber nicht klassifiziert“. Eine Reihe ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter, mit denen ich gesprochen habe, sagten, dass das fast völlige Fehlen öffentlicher Informationen über die MDDS-Initiative der CIA und der NSA darauf hindeutet, dass das Programm zwar nicht als geheim eingestuft war, sein Inhalt aber stattdessen wohl als sensibel angesehen wurde, was die Bemühungen erklären würde, die Transparenz über das Programm und die Art und Weise, wie es in die Entwicklung von Werkzeugen für die US-Geheimdienstgemeinschaft einfloss, zu minimieren. Viertens und letztens ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass in der MDDS-Zusammenfassung, die Thuraisingham in ihrem Dokument der University of Texas aufführt, nicht nur klar steht, dass das CMS des Director of Central Intelligence, die CIA und die NSA die Aufsicht über die MDDS-Initiative hatten, sondern dass die beabsichtigten Kunden des Projekts „DoD, IC und andere Regierungsorganisationen“ waren: das Pentagon, die US-Geheimdienstgemeinschaft und andere relevante US-Regierungsstellen.
Mit anderen Worten: Die Bereitstellung von MDDS-Mitteln für Brin durch Ullman unter der Aufsicht von Thuraisingham und Steinheiser erfolgte im Wesentlichen deshalb, weil sie den potenziellen Nutzen von Brins Arbeit bei der Entwicklung von Google für das Pentagon, die Geheimdienstgemeinschaft und die Bundesregierung im Allgemeinen erkannten.
Das MDDS-Programm wird tatsächlich in mehreren Papieren erwähnt, die Brin und Page während ihrer Zeit in Stanford gemeinsam verfasst haben, wobei insbesondere die Rolle des Programms bei der finanziellen Unterstützung von Brin bei der Entwicklung von Google hervorgehoben wird. In ihrem 1998 im „Bulletin of the IEEE Computer Society Technical Committeee on Data Engineering“ veröffentlichten Papier beschreiben sie die Automatisierung von Methoden zur Extraktion von Informationen aus dem Web mittels „Dual Iterative Pattern Relation Extraction“, die Entwicklung „eines globalen Rankings von Webseiten namens PageRank“ und die Verwendung von PageRank „zur Entwicklung einer neuartigen Suchmaschine namens Google.“ In einer einleitenden Fußnote bestätigt Sergey Brin, dass er „teilweise vom Massive Digital Data Systems Program des Community Management Staff, NSF Grant IRI-96-31952“ unterstützt wurde – was bestätigt, dass Brins Arbeit zur Entwicklung von Google tatsächlich teilweise vom CIA-NSA-MDDS-Programm finanziert wurde.
Dieser NSF-Zuschuss, der neben dem MDDS identifiziert wurde und dessen Projektbericht Brin unter den geförderten Studenten auflistet (ohne das MDDS zu erwähnen), unterschied sich von dem NSF-Zuschuss an Larry Page, der auch Mittel von der DARPA und NASA enthielt. Im Projektbericht, der von Brins Betreuer Prof. Ullman verfasst wurde, heißt es unter dem Abschnitt „Indications of Success“ weiter: „Es gibt einige neue Geschichten von Startups, die auf NSF-geförderter Forschung basieren.“ Unter ‚Project Impact‘ bemerkt der Bericht: „Endlich ist das Google-Projekt als Google.com auch kommerziell geworden.“
Thuraisinghams Darstellung, einschließlich ihrer neuen, geänderten Version, zeigt daher, dass das CIA-NSA-MDDS-Programm nicht nur Brin während seiner Arbeit mit Larry Page bei der Entwicklung von Google teilweise finanzierte, sondern dass hochrangige Vertreter des US-Geheimdienstes, einschließlich eines CIA-Beamten, die Entwicklung von Google in dieser Vorgründungsphase beaufsichtigten, bis das Unternehmen bereit war, offiziell gegründet zu werden. Google wurde also mit einer „signifikanten“ Menge an Startfinanzierung und Aufsicht durch das Pentagon ermöglicht: nämlich durch die CIA, die NSA und die DARPA.
Das DoD konnte nicht für einen Kommentar erreicht werden.
Als ich Prof. Ullman bat, zu bestätigen, ob Brin teilweise im Rahmen des MDDS-Programms der Geheimdienste finanziert wurde und ob Ullman wusste, dass Brin regelmäßig Rick Steinheiser von der CIA über seine Fortschritte bei der Entwicklung der Google-Suchmaschine informierte, waren Ullmans Antworten ausweichend: „Darf ich wissen, wen Sie vertreten und warum Sie sich für diese Themen interessieren? Wer sind Ihre ‚Quellen‘?“ Er bestritt auch, dass Brin eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des „Query Flocks“-Systems gespielt habe, obwohl aus Brins Unterlagen klar hervorgeht, dass er sich bei der gemeinsamen Entwicklung des PageRank-Systems mit Page auf diese Arbeit stützte.
Als ich Ullman fragte, ob er die Rolle der US-Geheimdienste bei der Unterstützung von Brin während der Entwicklung von Google abstreitet, sagte er: „Ich werde diesen Unsinn nicht mit einem Dementi würdigen. Wenn Sie nicht erklären wollen, was Ihre Theorie ist, und welchen Punkt Sie zu machen versuchen, werde ich Ihnen nicht im Geringsten helfen.“
Die MDDS-Zusammenfassung, die online an der University of Texas veröffentlicht wurde, bestätigt, dass der Grund für das CIA-NSA-Projekt darin bestand, „Startkapital für die Entwicklung von Datenmanagement-Technologien bereitzustellen, die mit hohem Risiko und hohem Gewinn verbunden sind“, einschließlich Techniken für „Abfragen, Durchsuchen und Filtern; Transaktionsverarbeitung; Zugriffsmethoden und Indizierung; Metadatenmanagement und Datenmodellierung; und die Integration heterogener Datenbanken; sowie die Entwicklung geeigneter Architekturen.“ Die ultimative Vision des Programms war es, „den nahtlosen Zugriff und die Fusion von massiven Daten-, Informations- und Wissensmengen in einer heterogenen Echtzeit-Umgebung“ für die Nutzung durch das Pentagon, die Geheimdienstgemeinde und potenziell die gesamte Regierung zu ermöglichen.
Diese Enthüllungen bestätigen die Behauptungen von Robert Steele, einem ehemaligen hochrangigen CIA-Offizier und stellvertretenden Gründungsdirektor des „Marine Corps Intelligence Activity“, den ich letztes Jahr für „The Guardian“ zum Thema Open Source Intelligence interviewt habe. Unter Berufung auf Quellen bei der CIA hatte Steele im Jahr 2006 gesagt, dass Steinheiser, ein alter Kollege von ihm, der wichtigste Verbindungsmann der CIA bei Google war und eine frühe Finanzierung für das bahnbrechende IT-Unternehmen arrangiert hatte. Damals gelang es dem „Wired“-Gründer John Batelle, dieses offizielle Dementi eines Google-Sprechers als Antwort auf Steeles Behauptungen zu erhalten:
Die Aussagen in Bezug auf Google sind völlig unwahr.
Dieses Mal lehnte ein Google-Sprecher trotz mehrfacher Anfragen und Gespräche eine Stellungnahme ab.
UPDATE: Um 17:41 Uhr GMT [22. Januar 2015] meldete sich Googles Direktor für Unternehmenskommunikation und bat mich, die folgende Erklärung aufzunehmen:
Sergey Brin war weder Teil des Query-Flocks-Programms in Stanford, noch wurde irgendeines seiner Projekte von US-Geheimdiensten finanziert.
Ich habe Folgendes zurückgeschrieben:
„Meine Antwort auf diese Aussage wäre wie folgt: Brin selbst erkennt in seinem eigenen Papier die Finanzierung durch den Community Management Staff der ‚Massive Digital Data Systems'(MDDS)-Initiative an, die durch die NSF bereitgestellt wurde. Das MDDS war ein Programm der Geheimdienstgemeinde, das von der CIA und der NSA ins Leben gerufen wurde. Ich habe auch, wie in dem Stück erwähnt, von Prof. Thuraisingham von der University of Texas die Information, dass sie das MDDS-Programm im Auftrag der US-Geheimdienste leitete und dass sie und Rick Steinheiser von der CIA Brin zwei Jahre lang etwa alle drei Monate trafen, um sich über seine Fortschritte bei der Entwicklung von Google und PageRank zu informieren. Ob Brin an Query Flocks gearbeitet hat oder nicht, findet sich weder hier noch dort.
In diesem Zusammenhang sollten Sie vielleicht die folgenden Fragen in Betracht ziehen:
1) Streitet Google ab, dass Brins Arbeit vom MDDS über ein NSF-Stipendium mitfinanziert wurde?
2) Streitet Google ab, dass Brin von etwa 1996 bis 1998 regelmäßig an Thuraisingham und Steinheiser berichtete, bis er ihnen im September desselben Jahres die Google-Suchmaschine präsentierte?“
Total Information Awareness
Ein Aufruf zur Einreichung von Beiträgen für das MDDS wurde am 3. November 1993 von dem hochrangigen US-Geheimdienstmitarbeiter David Charvonia, dem Direktor des Koordinationsbüros für Forschung und Entwicklung des CMS der Geheimdienstgemeinde, per E-Mail-Liste verschickt. Die Reaktion von Tatu Ylonen (gefeierter Erfinder des weit verbreiteten Datenschutzprotokolls Secure Shell [SSH]) an seine Kollegen auf der E-Mail-Liste ist aufschlussreich: „Krypto-Relevanz? Lässt einen darüber nachdenken, ob man seine Daten schützen sollte.“ Die E-Mail bestätigt auch, dass SAIC, Verteidigungsunternehmen und Partner des Highlands Forums, den Einreichungsprozess für das MDDS verwaltete, wobei die Abstracts über eine SAIC-E-Mail-Adresse an Jackie Booth vom CIA-Büro für Forschung und Entwicklung geschickt werden sollten.
1997, so verrät Thuraisingham, kurz bevor Google gegründet wurde und während sie noch die Entwicklung der Suchmaschinensoftware in Stanford beaufsichtigte, drehten sich ihre Gedanken um die nationalen Sicherheitsanwendungen des MDDS-Programms. In den Danksagungen zu ihrem Buch „Web Data Mining and Applications in Business Intelligence and Counter-Terrorism“ (2003) schreibt Thuraisingham, dass sie und „Dr. Rick Steinheiser von der CIA Diskussionen mit der Defense Advanced Research Projects Agency über die Anwendung von Data-Mining für die Terrorismusbekämpfung begannen“, eine Idee, die direkt aus dem MDDS-Programm resultierte, das Google teilweise finanzierte. „Aus diesen Diskussionen entwickelte sich schließlich das aktuelle EELD-Programm (Evidence Extraction and Link Detection) der DARPA.“
Derselbe hochrangige CIA-Beamte und CIA-NSA-Auftragnehmer, der an der Bereitstellung der Startfinanzierung für Google beteiligt war, dachte also gleichzeitig über die Rolle des Data-Mining für Zwecke der Terrorismusbekämpfung nach und entwickelte Ideen für Tools, die tatsächlich von der DARPA entwickelt wurden.
Heute ist Thuraisingham, wie ihre jüngste Stellungnahme in der „New York Times“ zeigt, eine entschiedene Befürworterin der Datenauswertung zur Terrorismusbekämpfung, besteht aber auch darauf, dass diese Methoden von der Regierung in Zusammenarbeit mit Anwälten für Bürgerrechte und Verfechtern des Datenschutzes entwickelt werden müssen, um sicherzustellen, dass robuste Verfahren vorhanden sind, um potenziellen Missbrauch zu verhindern. Sie weist eindringlich darauf hin, dass bei der Menge an Informationen, die gesammelt werden, ein hohes Risiko für falsch-positive Ergebnisse besteht.
Im Jahr 1993, als das MDDS-Programm ins Leben gerufen und von der MITRE Corp. im Auftrag der US-Geheimdienste verwaltet wurde, erhielt die Informatikerin Dr. Anita K. Jones von der University of Virginia – eine MITRE-Treuhänderin – den Posten der DARPA-Direktorin und Leiterin der Forschungs- und Entwicklungsabteilung im Pentagon. Sie war seit 1988 im Vorstand von MITRE. Von 1987 bis 1993 saß Jones gleichzeitig im Vorstand von SAIC. Als neue Leiterin der DARPA von 1993 bis 1997 war sie auch Co-Vorsitzende des Highlands-Forums des Pentagons während der Zeit, in der Google in Stanford im Rahmen des MDSS vor dem Start entwickelt wurde.
Als also Thuraisingham und Steinheiser mit der DARPA über die Anwendungen der MDDS-Forschung zur Terrorismusbekämpfung sprachen, war Jones DARPA-Direktorin und Co-Vorsitzende des Highlands Forums. Im selben Jahr verließ Jones die DARPA, um auf ihren Posten an der Universität von Virgina zurückzukehren. Im folgenden Jahr trat sie dem Vorstand der „National Science Foundation“ bei, die natürlich auch gerade Brin und Page finanziert hatte, und kehrte auch in den Vorstand von SAIC zurück. Als sie das Verteidigungsministerium verließ, zollte Senator Chuck Robb Jones folgende Anerkennung: „Sie brachte die Technologie- und die operative Militärgemeinde zusammen, um detaillierte Pläne zu entwerfen, um die Dominanz der USA auf dem Schlachtfeld bis ins nächste Jahrhundert aufrechtzuerhalten.“
Im Vorstand der „National Science Foundation“ (NSF) saß von 1992 bis 1998 (einschließlich einer Amtszeit als Vorsitzender ab 1996) Richard N. Zare. Dies war die Zeit, in der die NSF Sergey Brin und Larry Page in Zusammenarbeit mit der DARPA förderte. Im Juni 1994 nahm Prof. Zare, ein Chemiker in Stanford, zusammen mit Prof. Jeffrey Ullman (der Sergey Brins Forschung überwachte) an einem von Stanford und dem „National Research Council“ gesponserten Panel teil, das die Notwendigkeit für Wissenschaftler diskutierte, zu zeigen, wie ihre Arbeit „mit nationalen Bedürfnissen verbunden ist“. Das Panel brachte Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger zusammen, darunter auch „Washington-Insider“.
Das EELD-Programm der DARPA, inspiriert durch die Arbeit von Thuraisingham und Steinheiser unter Jones‘ Aufsicht, wurde schnell angepasst und mit einer Reihe von Werkzeugen integriert, um eine umfassende Überwachung unter der Bush-Regierung durchzuführen.
Laut dem DARPA-Beamten Ted Senator, der das EELD-Programm für das kurzlebige „Information Awareness Office“ der Behörde leitete, gehörte EELD zu einer Reihe von „vielversprechenden Techniken“, die für die Integration „in den Prototyp des TIA-Systems“ vorbereitet wurden. TIA stand für „Total Information Awareness“ und war das wichtigste globale Abhör- und Data-Mining-Programm, das von der Bush-Administration nach dem 11. September 2001 eingeführt wurde. TIA war von Admiral John Poindexter, dem Iran-Contra-Verschwörer, ins Leben gerufen worden, der 2002 von Bush zum Leiter des neuen „Information Awareness Office“ der DARPA ernannt wurde.
Das „Palo Alto Research Center“ (PARC) von Xerox war ein weiterer Auftragnehmer unter 26 Firmen (darunter auch SAIC), die unter Poindexter Millionen-Dollar-Verträge von der DARPA erhielten (die genauen Mengen blieben geheim), um das TIA-Überwachungsprogramm ab 2002 voranzutreiben. Die Forschung umfasste „verhaltensbasierte Profilerstellung“, „automatisierte Erkennung, Identifizierung und Verfolgung“ von terroristischen Aktivitäten, neben anderen Projekten zur Datenanalyse. Zu dieser Zeit war der Direktor und Chefwissenschaftler des PARC John Seely Brown. Sowohl Brown als auch Poindexter waren Teilnehmer des Pentagon Highlands Forum – Brown bis vor kurzem regelmäßig.
TIA wurde angeblich 2003 aufgrund des öffentlichen Widerstands eingestellt, nachdem das Programm in den Medien aufgedeckt worden war, aber im folgenden Jahr nahm Poindexter an einer Sitzung der Pentagon Highlands Group in Singapur teil, zusammen mit Verteidigungs- und Sicherheitsbeamten aus aller Welt. In der Zwischenzeit leitete Ted Senator weiterhin das EELD-Programm neben anderen Data-Mining- und Analyse-Projekten bei der DARPA bis 2006, als er diese verließ, um ein Vizepräsident bei SAIC zu werden. Er ist jetzt ein technischer Mitarbeiter von SAIC/Leidos.
Google, DARPA und die Geldspur
Lange vor dem Auftauchen von Sergey Brin und Larry Page hatte die Informatikabteilung der Stanford University eine enge Arbeitsbeziehung zum US-Militärgeheimdienst. Ein Brief vom 5. November 1984 aus dem Büro des renommierten Experten für künstliche Intelligenz (KI), Prof. Edward Feigenbaum, adressiert an Rick Steinheiser, weist letzterem den Weg zu Stanfords „Heuristic Programming Project“ und adressiert Steinheiser als Mitglied des „AI Steering Committee“. In einer Teilnehmerliste einer Auftragnehmerkonferenz um diese Zeit, die vom „Office of Naval Research“ (ONR) des Pentagon gesponsert wurde, ist Steinheiser als Delegierter unter der Bezeichnung „OPNAV Op-115“ aufgeführt – was sich auf das Programm des „Office of the Chief of Naval Operations“ zur Einsatzbereitschaft bezieht, das eine wichtige Rolle bei der Weiterentwicklung digitaler Systeme für das Militär spielte.
Seit den 1970er Jahren hatten Prof. Feigenbaum und seine Kollegen das „Heuristic Programming Project“ von Stanford im Auftrag der DARPA geleitet, das bis in die 1990er Jahre andauerte. Allein Feigenbaum hatte in dieser Zeit rund 7 Millionen Dollar für seine Arbeit von der DARPA erhalten, zusammen mit weiteren Mitteln von der NSF, der NASA und dem ONR.
Brins Vorgesetzter in Stanford, Prof. Jeffrey Ullman, war 1996 Teil eines gemeinsamen Förderprojekts des DARPA-Programms „Intelligent Integration of Information“. In jenem Jahr war Ullman Ko-Vorsitzender der von der DARPA gesponserten Treffen zum Datenaustausch zwischen mehreren Systemen.
Im September 1998, demselben Monat, in dem Sergey Brin die US-Geheimdienstvertreter Steinheiser und Thuraisingham informierte, investierten die Tech-Unternehmer Andreas Bechtolsheim und David Cheriton jeweils 100.000 US-Dollar in Google. Beide Investoren waren mit der DARPA verbunden.
Als Stanford-Doktorand der Elektrotechnik in den 1980er Jahren war Bechtolsheims bahnbrechendes SUN-Workstation-Projekt von der DARPA und der Stanford-Informatikabteilung finanziert worden – diese Forschung war die Grundlage für Bechtolsheims Gründung von Sun Microsystems, das er zusammen mit William Joy ins Leben rief.
Was Bechtolsheims Co-Investor bei Google, David Cheriton, betrifft, so ist dieser ein langjähriger Stanford-Informatikprofessor, der eine noch tiefere Beziehung zur DARPA hat. In seiner Biografie an der University of Alberta, die ihm im November 2014 die wissenschaftliche Ehrendoktorwürde verlieh, heißt es, dass Cheritons „Forschung seit über 20 Jahren von der US Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) unterstützt wird.“
In der Zwischenzeit verließ Bechtolsheim 1995 Sun Microsystems und gründete Granite Systems mit seinem Google-Kollegen Cheriton als Partner. Sie verkauften Granite 1996 an Cisco Systems, behielten einen Großteil der Anteile an Granite und wurden leitende Angestellte von Cisco.
Eine aus dem Enron Corpus (einer Datenbank mit 600.000 E-Mails, die von der „Federal Energy Regulatory Commission“ erworben und später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde) erhaltene E-Mail von Richard O’Neill, in der Enron-Führungskräfte zur Teilnahme am Highlands Forum eingeladen wurden, zeigt, dass die Führungskräfte von Cisco und Granite eng mit dem Pentagon verbunden sind. Aus der E-Mail geht hervor, dass im Mai 2000 Bechtolsheims Partner und Mitbegründer von Sun Microsystems, William Joy – damals Chefwissenschaftler und Corporate Executive Officer dort – an dem Forum teilgenommen hatte, um über Nanotechnologie und Molecular Computing zu diskutieren.
Im Jahr 1999 hatte Joy auch den Co-Vorsitz des „President’s Information Technology Advisory Committee“ inne und überwachte einen Bericht, in dem bestätigt wurde, dass die DARPA:
„… in den 90er Jahren ihre Prioritäten überarbeitet [hat], sodass die gesamte Finanzierung der Informationstechnologie nach ihrem Nutzen für den Kriegsteilnehmer beurteilt wurde.“
Während der gesamten 1990er Jahre ging es bei der DARPA-Förderung für Stanford, einschließlich Google, also explizit um die Entwicklung von Technologien, die die militärischen Geheimdienstoperationen des Pentagon auf Kriegsschauplätzen unterstützen könnten.
Der Joy-Bericht empfahl eine stärkere Finanzierung des IT-Sektors durch das Pentagon, die NASA und andere Agenturen. Greg Papadopoulos, ein weiterer Kollege von Bechtolsheim als damaliger Chief Technology Officer von Sun Microsystems, nahm ebenfalls an einem Treffen des Highlands‘ Forum des Pentagon im September 2000 teil.
Im November lud das Highlands Forum des Pentagon Sue Bostrom ein, die Vizepräsidentin für das Internet bei Cisco war und im Vorstand des Unternehmens neben den Google-Co-Investoren Bechtolsheim und Cheriton saß. Das Forum beherbergte auch Lawrence Zuriff, damals ein geschäftsführender Gesellschafter von Granite, das Bechtolsheim und Cheriton an Cisco verkauft hatten. Zuriff war zuvor von 1993 bis 1994 ein Vertragspartner von SAIC gewesen und hatte mit dem Pentagon an Fragen der nationalen Sicherheit gearbeitet, speziell für Marshalls Office of Net Assessment. 1994 waren sowohl die SAIC als auch das ONA natürlich an der Gründung des Pentagon Highlands Forum beteiligt. Zu Zuriffs Ergebnissen während seiner Amtszeit bei SAIC gehörte ein Papier mit dem Titel „Understanding Information War“, das er bei einem von SAIC gesponserten Rundtischgespräch der US-Armee über die Revolution in militärischen Angelegenheiten hielt.
Nach der Gründung von Google erhielt das Unternehmen 1999 eine Eigenkapitalfinanzierung in Höhe von 25 Millionen Dollar, die von Sequoia Capital und Kleiner Perkins Caufield & Byers geleitet wurde. Laut „Homeland Security Today“ „haben eine Reihe von Start-ups, die von Sequoia finanziert wurden, Verträge mit dem Verteidigungsministerium abgeschlossen, insbesondere nach dem 11. September 2001, als Mark Kvamme von Sequoia sich mit Verteidigungsminister Donald Rumsfeld traf, um die Anwendung neuer Technologien für die Kriegsführung und die Sammlung von Informationen zu besprechen.“ In ähnlicher Weise hatte Kleiner Perkins „eine enge Beziehung“ zu In-Q-Tel entwickelt, der Risikokapitalfirma der CIA, die Start-ups finanziert, „um ‚vorrangige‘ Technologien von Wert“ für die Geheimdienstgemeinschaft voranzutreiben.
John Doerr, der die Investition von Kleiner Perkins in Google leitete und einen Vorstandsposten erhielt, war ein wichtiger früher Investor in Becholshteins Sun Microsystems bei dessen Start. Er und seine Frau Anne sind die Hauptfinanziers hinter dem „Center for Engineering Leadership“ (RCEL) der Rice University, das 2009 16 Millionen Dollar von der DARPA für sein „Ubiquitous-Computing-F&E-Programm Platform-Aware-Compilation-Environment“ (PACE) erhielt. Doerr hat auch eine enge Beziehung zur Obama-Regierung, der er kurz nach ihrem Amtsantritt riet, die Pentagon-Finanzierung für die Tech-Industrie aufzustocken. Im Jahr 2013 lobte Doerr auf der „Fortune Brainstorm“-TECH-Konferenz, „wie die DARPA des Verteidigungsministeriums GPS, CAD, die meisten der großen Informatikabteilungen und natürlich das Internet finanziert hat.“
Mit anderen Worten: Google wurde von Anfang an von Interessengruppen ausgebrütet, genährt und finanziert, die direkt mit der militärischen Geheimdienstgemeinschaft der USA verbunden oder eng mit ihr verbunden waren: Viele von ihnen waren in das Highlands Forum des Pentagon eingebettet.
Google erobert das Pentagon
Im Jahr 2003 begann Google mit der Anpassung seiner Suchmaschine im Rahmen eines Sondervertrags mit der CIA für deren Interlink Management Office, das „streng geheime und sensible, aber nicht klassifizierte Intranets für die CIA und andere IC-Agenturen beaufsichtigt“, so „Homeland Security Today“. In diesem Jahr wurden auch CIA-Gelder „still und leise“ über die „National Science Foundation“ in Projekte geleitet, die dabei helfen könnten, „neue Fähigkeiten zur Bekämpfung des Terrorismus durch fortschrittliche Technologie“ zu schaffen.
Im folgenden Jahr kaufte Google die Firma Keyhole, die ursprünglich von In-Q-Tel finanziert worden war. Mit Hilfe von Keyhole begann Google mit der Entwicklung der fortschrittlichen Satellitenkarten-Software hinter „Google Earth“. Die ehemalige DARPA-Direktorin und Co-Vorsitzende des Highlands Forum, Anita Jones, war zu dieser Zeit im Vorstand von In-Q-Tel und ist es auch heute noch.
Im November 2005 gab In-Q-Tel dann Mitteilungen zum Verkauf von Google-Aktien im Wert von 2,2 Millionen Dollar heraus. Googles Beziehung zu den US-Geheimdiensten wurde weiter ans Licht gebracht, als ein IT-Unternehmer auf einer geschlossenen Konferenz von Geheimdienstmitarbeitern in Washington DC ohne Namensnennung erzählte, dass mindestens ein US-Geheimdienst daran arbeitete, „Googles [Nutzer-]Datenüberwachungsfunktion“ als Teil eines Versuchs zu nutzen, um Daten von „nationalem Sicherheitsinteresse“ zu erwerben.
Ein Foto auf Flickr vom März 2007 zeigt, dass der Google-Forschungsleiter und KI-Experte Peter Norvig in diesem Jahr an einem Treffen des Highlands Forum des Pentagon in Carmel, Kalifornien, teilnahm. Norvigs enge Verbindung zum Forum ab jenem Jahr wird auch durch seine Rolle bei der Gastredaktion der Leseliste des Forums 2007 bestätigt.
Das Foto unten zeigt Norvig im Gespräch mit Lewis Shepherd, der damals Senior Technology Officer bei der „Defense Intelligence Agency“ war und für die Untersuchung, Genehmigung und Architektur „aller neuen Hardware/Software-Systeme und Akquisitionen für das Global Defense Intelligence IT Enterprise“ verantwortlich war, einschließlich „Big Data-Technologien“. Shepherd arbeitet jetzt bei Microsoft. Norvig war 1991 als Computerforscher an der Stanford University tätig, bevor er bis 1994 bei Bechtolsheims Sun Microsystems als leitender Wissenschaftler arbeitete und anschließend die Informatikabteilung der NASA leitete.
Norvig taucht in O’Neills Google Plus-Profil als eine seiner engen Verbindungen auf. Ein Blick auf den Rest von O’Neills Google Plus-Verbindungen zeigt, dass er nicht nur mit einer Vielzahl von Google-Führungskräften direkt verbunden ist, sondern auch mit einigen der größten Namen in der US-Tech-Community.
Zu diesen Verbindungen gehören Michele Weslander Quaid, eine ehemalige CIA-Mitarbeiterin und frühere hochrangige Geheimdienstmitarbeiterin des Pentagon, die jetzt als Chief Technology Officer bei Google arbeitet und dort Programme entwickelt, die „den Bedürfnissen der Regierungsbehörden am besten entsprechen“; Elizabeth Churchill, Google Director of User Experience; James Kuffner, ein Experte für humanoide Robotik, der jetzt die Robotik-Abteilung von Google leitet und den Begriff „Cloud-Robotik“ eingeführt hat; Mark Drapeau, Director of Innovation Engagement für Microsofts Public Sector Business; Lili Cheng, General Manager von Microsofts Future Social Experiences (FUSE) Labs; Jon Udell, Microsoft „Evangelist“; Cory Ondrejka, Vice President of Engineering bei Facebook – um nur einige zu nennen.
Im Jahr 2010 unterzeichnete Google einen milliardenschweren No-Bid-Vertrag mit der Schwesterbehörde der NSA, der „National Geospatial-Intelligence Agency“ (NGA). Der Vertrag sah die Nutzung von Google Earth für Visualisierungsdienste für die NGA vor. Google hatte die Software hinter Google Earth durch den Kauf von Keyhole von der CIA-Venture-Firma In-Q-Tel entwickelt.
Ein Jahr später, im Jahr 2011, verließ eine weitere von O’Neills Google Plus-Verbindungen, Michele Quaid – die in leitenden Positionen bei der NGA, dem „National Reconnaissance Office“ und dem „Office of the Director of National Intelligence“ tätig war – ihre Rolle in der Regierung, um „Innovation Evangelist“ bei Google zu werden und als Ansprechpartnerin für die Suche nach Regierungsverträgen zu dienen. Quaids letzte Rolle vor ihrem Wechsel zu Google war die einer hochrangigen Vertreterin des Director of National Intelligence in der „Intelligence, Surveillance and Reconnaissance Task Force“ und einer hochrangigen Beraterin des Direktors für „Joint and Coalition Warfighter Support“ (J&CWS) des Unterstaatssekretärs für Geheimdienste. Beide Rollen beinhalteten im Kern Informationsoperationen. Vor ihrem Wechsel zu Google arbeitete Quaid also eng mit dem „Office of the Undersecretary of Defense for Intelligence“ zusammen, dem das Highlands Forum des Pentagon unterstellt ist. Quaid selbst hat das Forum besucht, obwohl ich nicht genau bestätigen konnte, wann und wie oft.
Im März 2012 folgte die damalige DARPA-Direktorin Regina Dugan – die in dieser Funktion auch Co-Vorsitzende des Highlands Forum des Pentagon war – ihrem Kollegen Quaid zu Google, um die neue „Advanced Technology and Projects Group“ des Unternehmens zu leiten. Während ihrer Amtszeit im Pentagon leitete Dugan unter anderem die Bereiche strategische Cybersicherheit und soziale Medien. Sie war verantwortlich für die Fokussierung „eines zunehmenden Anteils“ der DARPA-Arbeit „auf die Untersuchung von Offensivfähigkeiten, um militärspezifische Bedürfnisse zu adressieren“ und sicherte 500 Millionen Dollar an Regierungsgeldern für die DARPA-Cyberforschung von 2012 bis 2017.
Im November 2014 war Googles Chef-KI- und Robotik-Experte James Kuffner neben O’Neill Delegierter beim Highlands Island Forum 2014 in Singapur, um die „Fortschritte in der Robotik und künstlichen Intelligenz“ zu erkunden: „Implikationen für die Gesellschaft, die Sicherheit und Konflikte“. Die Veranstaltung umfasste 26 Delegierte aus Österreich, Israel, Japan, Singapur, Schweden, Großbritannien und den USA, sowohl aus der Industrie als auch aus der Regierung. Kuffners Zusammenarbeit mit dem Pentagon begann jedoch schon viel früher. Im Jahr 1997 war Kuffner während seiner Promotion in Stanford als Forscher für ein vom Pentagon finanziertes Projekt über vernetzte autonome mobile Roboter tätig, das von der DARPA und der US-Marine gefördert wurde.
Rumsfeld und die ständige Überwachung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele der leitenden Angestellten von Google mit dem Highlands Forum des Pentagon verbunden sind, das während der gesamten Wachstumsphase von Google im letzten Jahrzehnt immer wieder als verbindende und einladende Kraft in Erscheinung trat. Die Inkubation von Google durch die US-Geheimdienste erfolgte von Anfang an durch eine Kombination aus direktem Sponsoring und informellen Netzwerken mit finanziellem Einfluss, die ihrerseits eng mit den Interessen des Pentagon verbunden waren.
Das Highlands Forum selbst hat den informellen Beziehungsaufbau solcher privater Netzwerke genutzt, um Verteidigungs- und Industriesektoren zusammenzubringen und so die Verschmelzung von Unternehmens- und Militärinteressen beim Ausbau des verdeckten Überwachungsapparats im Namen der nationalen Sicherheit zu ermöglichen. Die Macht, die das im Forum vertretene Schattennetzwerk ausübt, lässt sich jedoch am deutlichsten an seinem Einfluss während der Bush-Regierung ablesen, als es eine direkte Rolle bei der buchstäblichen Ausarbeitung der Strategien und Doktrinen hinter den US-Bemühungen um „Informationsüberlegenheit“ spielte.
Im Dezember 2001 bestätigte O’Neill, dass die strategischen Diskussionen im Highlands Forum direkt in Andrew Marshalls DoD-weite strategische Überprüfung einflossen, die von Präsident Bush und Donald Rumsfeld angeordnet wurde, um das Militär zu verbessern, einschließlich der „Quadrennial Defense Review“ – und dass einige der frühesten Forumstreffen „zum Schreiben einer Gruppe von DoD-Politiken, Strategien und Doktrinen in die Dienste zur Informationskriegsführung mündeten“. Dieser Prozess des „Schreibens“ der Richtlinien des Pentagon zur Informationskriegsführung „wurde in Verbindung mit Leuten durchgeführt, die die Umgebung anders verstanden – nicht nur US-Bürger, sondern auch ausländische Bürger und Leute, die Unternehmens-IT entwickelten.“
Die Doktrinen des Pentagon zur Informationskriegsführung nach dem 11. September 2001 wurden also nicht nur von nationalen Sicherheitsbeamten aus den USA und dem Ausland geschrieben, sondern auch von mächtigen Unternehmen aus dem Verteidigungs- und Technologiesektor.
Im April desselben Jahres hatte General James McCarthy seine von Rumsfeld in Auftrag gegebene Überprüfung der Verteidigungsstruktur abgeschlossen. Sein Bericht hob wiederholt die Massenüberwachung als integralen Bestandteil der DoD-Transformation hervor. Was Marshall betrifft, so sollte sein Folgebericht für Rumsfeld eine Blaupause entwickeln, die die Zukunft des Pentagon im „Informationszeitalter“ bestimmen sollte.
O’Neill bestätigte auch, dass das Forum zur Entwicklung der Doktrin der Informationskriegsführung ausführliche Diskussionen über elektronische Überwachung und „was eine Kriegshandlung in einer Informationsumgebung ausmacht“ geführt hatte. Papiere, die in die US-Verteidigungspolitik einflossen und von den RAND-Beratern John Arquilla und David Rondfeldt, beides langjährige Mitglieder des Highlands-Forums, in den späten 1990er Jahren verfasst wurden, entstanden „als Ergebnis dieser Treffen“ und untersuchten politische Dilemmata, wie weit man das Ziel der „Informationsüberlegenheit“ treiben sollte. „Eines der Dinge, die für die amerikanische Öffentlichkeit schockierend waren, war, dass wir Milosevics Konten nicht elektronisch abgreifen, obwohl wir das tatsächlich könnten“, kommentierte O’Neill.
Obwohl der Forschungs- und Entwicklungsprozess rund um die Transformationsstrategie des Pentagons geheim bleibt, kann ein Hinweis auf die DoD-Diskussionen, die in dieser Zeit stattfanden, aus einer Forschungsmonographie der „US Army School of Advanced Military Studies“ aus dem Jahr 2005 in der DoD-Zeitschrift „Military Review“ entnommen werden, die von einem aktiven Nachrichtenoffizier der Armee verfasst wurde.
„Die Idee von Persistent Surveillance als Transformationsfähigkeit zirkuliert innerhalb der nationalen Intelligence Community (IC) und des Verteidigungsministeriums (DoD) seit mindestens drei Jahren“, heißt es in dem Papier, das sich auf die von Rumsfeld in Auftrag gegebene Transformationsstudie bezieht.
Das Army-Papier untersuchte daraufhin eine Reihe hochrangiger offizieller Militärdokumente, darunter eines aus dem „Office of the Chairman of the Joint Chiefs of Staff“, aus dem hervorging, dass „Persistent Surveillance“ ein grundlegendes Thema der informationszentrierten Vision für die Verteidigungspolitik im gesamten Pentagon war.
Wir wissen heute, dass Präsident Bush nur zwei Monate vor O’Neills Rede in Harvard im Jahr 2001 im Rahmen des TIA-Programms heimlich die Inlandsüberwachung von Amerikanern durch die NSA ohne richterliche Genehmigung genehmigt hatte, was eine illegale Modifikation des ThinThread-Datenauswertungsprojekts gewesen zu sein scheint – wie später von den NSA-Whistleblowern William Binney und Thomas Drake aufgedeckt.
Der Überwachungs-Start-up-Nexus
Von hier an spielte der Highlands Forum-Partner SAIC eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung durch die NSA. Kurz nach dem 11. September 2001 schlug Brian Sharkey, Chief Technology Officer des SAIC-Sektors ELS3 (der sich auf IT-Systeme für Rettungskräfte konzentriert), zusammen mit John Poindexter das TIA-Überwachungsprogramm vor. SAICs Sharkey war zuvor in den 1990er Jahren stellvertretender Direktor des „Information Systems Office“ bei der DARPA gewesen.
Etwa zur gleichen Zeit wurde Samuel Visner, SAIC-Vizepräsident für Unternehmensentwicklung, Leiter der NSA-Programme im Bereich Signalüberwachung. SAIC gehörte damals zu einem Konsortium, das einen 280-Millionen-Dollar-Vertrag zur Entwicklung eines der geheimen Abhörsysteme der NSA erhielt. Im Jahr 2003 kehrte Visner zu SAIC zurück und wurde Direktor für strategische Planung und Geschäftsentwicklung der Intelligence-Gruppe des Unternehmens.
In jenem Jahr konsolidierte die NSA ihr TIA-Programm zur „warrantless electronic surveillance“ [Überwachung ohne richterliche Genehmigung, Anm. d. Übersetzers], um durch Risikoprofile von amerikanischen Bürgern und Ausländern „den Überblick über Einzelpersonen“ zu behalten und zu verstehen, „wie sie in Modelle passen“. TIA tat dies durch die Integration von Datenbanken über Finanzen, Reisen, medizinische, schulische und andere Aufzeichnungen in eine „virtuelle, zentralisierte große Datenbank“.
Dies war auch das Jahr, in dem die Bush-Administration ihre berüchtigte „Information Operations Roadmap“ aufstellte. Rumsfelds IO-Roadmap beschrieb das Internet als „verwundbares Waffensystem“ und plädierte dafür, dass die Strategie des Pentagon „auf der Prämisse beruhen sollte, dass das Verteidigungsministerium das Netz wie ein feindliches Waffensystem bekämpfen wird“. Die USA sollten „maximale Kontrolle“ über das „gesamte Spektrum der weltweit entstehenden Kommunikationssysteme, Sensoren und Waffensysteme“ anstreben, so das Dokument.
Im darauffolgenden Jahr war John Poindexter, der das TIA-Überwachungsprogramm über seinen Posten bei der DARPA vorgeschlagen und geleitet hatte, in Singapur und nahm am Highlands Island Forum von 2004 teil. Zu den weiteren Delegierten gehörten der damalige Co-Vorsitzende des Highlands-Forums und Pentagon-CIO Linton Wells, der Präsident des berüchtigten Pentagon-Auftragnehmers für Informationskriegsführung, John Rendon, Karl Lowe, Direktor der „Joint Forces Command (JFCOM) Joint Advanced Warfighting Division“, Air Vice Marshall Stephen Dalton, Capability Manager für Informationsüberlegenheit im britischen Verteidigungsministerium, Generalleutnant Johan Kihl, Stabschef der schwedischen Armee im Oberkommando des Hauptquartiers, und viele andere.
Ab 2006 hatte SAIC einen millionenschweren NSA-Vertrag zur Entwicklung eines Big-Data-Mining-Projekts namens „ExecuteLocus“ erhalten, trotz des kolossalen, eine Milliarde Dollar verschlingendenScheiterns des vorangegangenen Vertrags, bekannt als „Trailblazer“. Kernkomponenten von TIA wurden laut Shane Harris von „Foreign Policy“ unter „neuen Codenamen leise weitergeführt“, aber „hinter dem Schleier des geheimen Geheimdienstbudgets versteckt.“ Das neue Überwachungsprogramm war zu diesem Zeitpunkt bereits vollständig aus der Zuständigkeit der DARPA in die der NSA übergegangen.
In diesem Jahr fand auch ein weiteres Singapore Island Forum statt, das von Richard O’Neill im Auftrag des Pentagon geleitet wurde und an dem hochrangige Verteidigungs- und Industrievertreter aus den USA, Großbritannien, Australien, Frankreich, Indien und Israel teilnahmen. Zu den Teilnehmern gehörten auch leitende Technologen von Microsoft, IBM sowie Gilman Louie, Partner bei der Technologie-Investmentfirma Alsop Louie Partners.
Gilman Louie ist ein ehemaliger CEO von In-Q-Tel – der CIA-Firma, die vor allem in Start-ups investiert, die Data-Mining-Technologie entwickeln. In-Q-Tel wurde 1999 vom „Directorate of Science and Technology“ der CIA gegründet, unter dem das „Office of Research and Development“ (ORD) – das Teil des von Google finanzierten MDSS-Programms war – tätig war. Die Idee war, im Wesentlichen die Funktionen zu ersetzen, die einst vom ORD ausgeführt wurden, indem der private Sektor mobilisiert wurde, um Informationstechnologie-Lösungen für die gesamte Geheimdienstgemeinschaft zu entwickeln.
Louie leitete In-Q-Tel von 1999 bis Januar 2006 – auch als Google „Keyhole“ kaufte, die von In-Q-Tel finanzierte Satelliten-Kartierungssoftware. Zu seinen Kollegen im Vorstand von In-Q-Tel gehörten in dieser Zeit die ehemalige DARPA-Direktorin und Co-Vorsitzende des Highlands-Forums, Anita Jones (die immer noch dabei ist), sowie das Gründungsmitglied William Perry: der Mann, der O’Neill überhaupt erst mit dem Aufbau des Highlands-Forums beauftragt hatte. Neben Perry gehörte auch John Seely Brown, damals Chefwissenschaftler der Xerox Corp. und von 1990 bis 2002 Direktor des Palo Alto Research Center (PARC), zu den Gründungsmitgliedern von In-Q-Tel und ist ebenfalls ein langjähriges Mitglied des Highlands Forums.
Neben der CIA wurde In-Q-Tel auch vom FBI, der NGA und der „Defense Intelligence Agency“ unterstützt, neben anderen Behörden. Mehr als 60 Prozent der Investitionen von In-Q-Tel unter Louies Aufsicht wurden „in Firmen, die sich darauf spezialisieren, automatisch Ozeane von Informationen zu sammeln, zu sichten und zu verstehen“ getätigt, so „News21“ der „Medill School of Journalism“, die auch feststellte, dass Louie selbst eingeräumt hatte, es sei nicht klar, „ob die Privatsphäre und die bürgerlichen Freiheiten geschützt werden“, wenn die Regierung diese Technologien „für die nationale Sicherheit“ einsetzt.
Das Transkript von Richard O’Neills Seminar Ende 2001 in Harvard zeigt, dass das Highlands Forum des Pentagon Gilman Louie schon lange vor dem Island Forum engagiert hatte, nämlich kurz nach 9/11, um zu erkunden, „was mit In-Q-Tel los ist“. Diese Forumssitzung konzentrierte sich auf die Frage, wie man „die Geschwindigkeit des kommerziellen Marktes nutzen kann, die innerhalb der Wissenschafts- und Technologiegemeinschaft in Washington nicht vorhanden war“ und wie man „die Auswirkungen für das DoD in Bezug auf die strategische Überprüfung, den QDR, die Maßnahmen des Hill und die Interessengruppen verstehen kann.“ Zu den Teilnehmern des Treffens gehörten „hochrangige Militärs“, Combatant Commanders, „mehrere der hochrangigen Flaggenoffiziere“, einige „Leute aus der Verteidigungsindustrie“ und verschiedene US-Vertreter, darunter der republikanische Kongressabgeordnete William Mac Thornberry und der demokratische Senator Joseph Lieberman.
Sowohl Thornberry als auch Lieberman sind überzeugte Befürworter der NSA-Überwachung und haben konsequent gehandelt, um Unterstützung für Pro-Kriegs- und Pro-Überwachungs-Gesetzgebung zu sammeln. O’Neills Kommentare deuten darauf hin, dass die Rolle des Forums nicht nur darin besteht, den Auftragnehmern der Unternehmen zu ermöglichen, die Politik des Pentagons zu schreiben, sondern auch darin, politische Unterstützung für die Regierungspolitik zu sammeln, die durch die informelle Art des Schattennetzwerks des Forums angenommen wird.
Wiederholt erzählte O’Neill seinem Harvard-Publikum, dass es seine Aufgabe als Präsident des Forums sei, Fallstudien von realen Unternehmen aus dem privaten Sektor, wie eBay und Human Genome Sciences, auszuwerten, um die Grundlage der US-amerikanischen „Informationsüberlegenheit“ herauszufinden – „wie man den Informationsmarkt dominiert“ – und dies für das zu nutzen, „was der Präsident und der Verteidigungsminister in Bezug auf die Transformation des DoD und die strategische Überprüfung tun wollten.“
2007, ein Jahr nach dem Island-Forum-Treffen, an dem Gilman Louie teilnahm, erhielt Facebook seine zweite Finanzierungsrunde in Höhe von 12,7 Millionen Dollar von Accel Partners. Accel wurde von James Breyer geleitet, dem ehemaligen Vorsitzenden der „National Venture Capital Association“ (NVCA), in der Louie ebenfalls im Vorstand saß, als er noch CEO von In-Q-Tel war. Sowohl Louie als auch Breyer hatten zuvor gemeinsam im Vorstand von BBN Technologies gesessen – das die ehemalige DARPA-Chefin und In-Q-Tel-Treuhänderin Anita Jones rekrutiert hatte.
Die Finanzierungsrunde von Facebook im Jahr 2008 wurde von „Greylock Venture Capital“ angeführt, das 27,5 Millionen Dollar investierte. Zu den Seniorpartnern der Firma gehört Howard Cox, ein weiterer ehemaliger NVCA-Vorsitzender, der auch im Vorstand von In-Q-Tel sitzt. Abgesehen von Breyer und Zuckerberg ist das einzige andere Vorstandsmitglied von Facebook Peter Thiel, Mitbegründer des Rüstungsunternehmens Palantir, das alle Arten von Data-Mining- und Visualisierungs-Technologien für die US-Regierung, das Militär und die Geheimdienste, einschließlich der NSA und des FBI, bereitstellt und das selber von Mitgliedern des Highlands-Forums zur finanziellen Lebensfähigkeit gebracht wurde.
Die Palantir-Mitbegründer Thiel und Alex Karp trafen sich laut „Wired“ im Jahr 2004 mit John Poindexter, im selben Jahr, in dem Poindexter am Highlands Island Forum in Singapur teilnahm. Sie trafen sich im Haus von Richard Perle, einem weiteren Gefolgsmann von Andrew Marshall. Poindexter half Palantir, Türen zu öffnen und „eine Legion von Befürwortern aus den einflussreichsten Schichten der Regierung“ zusammenzustellen. Thiel hatte sich auch mit Gilman Louie von In-Q-Tel getroffen und sich in dieser frühen Phase die Unterstützung der CIA gesichert.
Und so schließt sich der Kreis. Data-Mining-Programme wie „ExecuteLocus“ und damit verbundene Projekte, die in dieser Zeit entwickelt wurden, legten offenbar den Grundstein für die neuen NSA-Programme, die schließlich von Edward Snowden enthüllt wurden. Im Jahr 2008, als Facebook seine nächste Finanzierungsrunde von „Greylock Venture Capital“ erhielt, bestätigten Dokumente und Aussagen von Whistleblowern, dass die NSA das TIA-Projekt effektiv wieder aufleben ließ, mit dem Fokus auf Internet-Data-Mining durch umfassende Überwachung von E-Mails, Textnachrichten und Web-Browsing.
Dank Snowden wissen wir nun auch, dass das NSA-„Digital Network Intelligence“-Auswertungssystem „XKeyscore“ so konzipiert war, dass die Analysten nicht nur Internet-Datenbanken wie E-Mails, Online-Chats und den Browserverlauf durchsuchen konnten, sondern auch Telefondienste, Handy-Audio, Finanztransaktionen und die globale Luftverkehrskommunikation – im Grunde das gesamte globale Telekommunikationsnetz. Der Highlands-Forum-Partner SAIC spielte neben anderen Auftragnehmern eine Schlüsselrolle bei der Herstellung und Verwaltung des „XKeyscore“ der NSA und war kürzlich in das NSA-Hacking des Datenschutznetzwerks „Tor“ verwickelt.
Das Highlands Forum des Pentagon war daher als ein zusammenführendes Netzwerk eng in all dies verwickelt – aber auch ganz direkt. Der damalige Co-Vorsitzende des Forums, Pentagon-CIO Linton Wells, bestätigte seine zentrale Rolle beim Ausbau des globalen Überwachungsapparats unter Führung der USA und erklärte 2009 gegenüber dem „FedTech“-Magazin, dass er die Einführung einer „beeindruckenden langfristigen Architektur“ durch die NSA im letzten Sommer beaufsichtigt habe, „die bis 2015 oder so für immer ausgefeiltere Sicherheit sorgen wird“.
Die Goldman Sachs-Verbindung
Als ich Wells nach der Rolle des Forums bei der Beeinflussung der US-Massenüberwachung fragte, antwortete er nur, dass er es vorziehen würde, keinen Kommentar abzugeben und dass er die Gruppe nicht mehr leitet.
Da Wells nicht mehr in der Regierung ist, ist dies zu erwarten – aber er ist immer noch mit Highlands verbunden. Ab September 2014, nachdem er sein einflussreiches Weißbuch zur Transformation des Pentagons vorgelegt hatte, trat er der „Monterey Institute for International Studies (MIIS) Cyber Security Initiative (CySec)“ als angesehener Senior Fellow bei.
Traurigerweise war dies keine Form des Versuchs, sich im Ruhestand zu beschäftigen. Wells‘ Schritt unterstreicht, dass es in der Konzeption des Pentagon zur Informationskriegsführung nicht nur um Überwachung geht, sondern um die Ausnutzung der Überwachung zur Beeinflussung von Regierung und öffentlicher Meinung.
Die MIIS CySec-Initiative ist nun offiziell mit dem Highlands Forum des Pentagon durch eine Absichtserklärung verbunden, die mit der MIIS-Professorin Dr. Amy Sands unterzeichnet wurde, die im internationalen Sicherheitsbeirat des Außenministers sitzt. Auf der Website von MIIS CySec heißt es, dass die Absichtserklärung mit Richard O’Neill unterzeichnet wurde:
„… ebnet den Weg für zukünftige gemeinsame MIIS CySec-Highlands Group-Sitzungen, die den Einfluss von Technologie auf Sicherheit, Frieden und Informationsengagement erforschen werden. Seit fast 20 Jahren hat die Highlands Group führende Persönlichkeiten aus dem privaten Sektor und der Regierung, darunter den Director of National Intelligence, die DARPA, das Office of the Secretary of Defense, das Office of the Secretary of Homeland Security und den singapurischen Verteidigungsminister, in kreative Gespräche eingebunden, um politische und technologische Forschungsbereiche zu gestalten.“
Wer ist der finanzielle Wohltäter der neuen, vom Highlands Forum des Pentagon unterstützten Initiative MIIS CySec? Laut der MIIS CySec-Website wurde die Initiative „durch eine großzügige Spende der Startfinanzierung von George Lee gestartet.“ George C. Lee ist ein Senior Partner bei Goldman Sachs, wo er Chief Information Officer der Investmentbanking-Abteilung und Vorsitzender der „Global Technology, Media and Telecom (TMT) Group“ ist.
Aber hier ist der Knackpunkt. Im Jahr 2011 war es Lee, der die 50-Milliarden-Dollar-Bewertung von Facebook eingefädelt hat und zuvor Deals für andere, mit den Highlands verbundene Tech-Giganten wie Google, Microsoft und eBay abwickelte. Lees damaliger Chef, Stephen Friedman, ein ehemaliger CEO und Vorsitzender von Goldman Sachs und späterer Seniorpartner im Vorstand der Firma, war auch ein Gründungsmitglied von In-Q-Tel – neben dem Highlands Forum-Oberherrn William Perry und dem Forumsmitglied John Seely Brown.
Im Jahr 2001 berief Bush Stephen Friedman in das „President’s Intelligence Advisory Board“, dem er von 2005 bis 2009 vorstand. Friedman diente zuvor neben Paul Wolfowitz und anderen in der präsidialen Untersuchungskommission über die Fähigkeiten der US-Geheimdienste von 1995-96 und 1996 im „Jeremiah-Panel“, das einen Bericht an den Direktor des „National Reconnaisance Office“ (NRO) erstellte – eine der Überwachungsagenturen, die an das Highlands Forum angeschlossen waren. Friedman gehörte dem „Jeremiah-Panel“ zusammen mit Martin Faga an, dem damaligen Senior Vice President und General Manager des „MITRE Corp’s Center for Integrated Intelligence Systems“ – wo Thuraisingham, der das CIA-NSA-MDDS-Programm leitete, das die DARPA zur Terrorismusbekämpfung inspirierte, ebenfalls ein leitender Ingenieur war.
In den Fußnoten eines Kapitels für das Buch „Cyberspace and National Security“ (Georgetown University Press) enthüllt SAIC/Leidos-Führungskraft Jeff Cooper, dass ein anderer Seniorpartner von Goldman Sachs, Philip J. Venables – der als Chief Information Risk Officer die Programme der Firma zur Informationssicherheit leitet – 2008 eine Präsentation auf dem Highlands Forum hielt, die als „Enrichment Session on Deterrence“ bezeichnet wurde. Coopers Kapitel basiert auf Venables‘ Präsentation bei Highlands – „mit Erlaubnis“. Im Jahr 2010 nahm Venables zusammen mit seinem damaligen Chef Friedman an einem Treffen des Aspen Institute zur Weltwirtschaft teil. In den letzten Jahren saß Venables auch in verschiedenen Prüfungsausschüssen für den NSA Cybersecurity Award.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Investmentfirma, die für das Milliardenvermögen der Tech-Sensationen des 21. Jahrhunderts, von Google bis Facebook, verantwortlich ist, eng mit dem US-Militärgeheimdienst verbunden ist; mit Venables, Lee und Friedman, die entweder direkt mit dem Highlands Forum des Pentagon verbunden sind oder mit leitenden Mitgliedern des Forums.
Terror mit Terror bekämpfen
Die Konvergenz dieser mächtigen finanziellen und militärischen Interessen rund um das Highlands Forum durch George Lees Sponsoring des neuen Partners des Forums, der „MIIS Cysec Initiative“, ist an sich schon aufschlussreich.
Die Direktorin von MIIS Cysec, Dr. Itamara Lochard, ist seit langem in den Highlands verankert. Laut ihrer Biografie an der Tufts University „präsentiert sie regelmäßig aktuelle Forschungsergebnisse zu nichtstaatlichen Gruppen, Regierungsführung, Technologie und Konflikten im US Office of the Secretary of Defense Highlands Forum“. Außerdem „berät sie regelmäßig US-Kampfkommandanten“ und ist spezialisiert auf die Untersuchung der Nutzung von Informationstechnologie durch „gewalttätige und nicht-gewalttätige substaatliche Gruppen“.
Dr. Lochard unterhält eine umfassende Datenbank mit 1.700 nichtstaatlichen Gruppen, darunter „Aufständische, Milizen, Terroristen, komplexe kriminelle Organisationen, organisierte Banden, böswillige Cyber-Akteure und strategische gewaltlose Akteure“, um deren „Organisationsmuster, Bereiche der Zusammenarbeit, Strategien und Taktiken“ zu analysieren. Beachten Sie hier die Erwähnung von „strategischen gewaltlosen Akteuren“ – was vielleicht NGOs und andere Gruppen oder Organisationen umfasst, die sich mit sozialpolitischen Aktivitäten oder Kampagnen beschäftigen, wenn man nach dem Fokus anderer DoD-Forschungsprogramme urteilt.
Seit 2008 ist Lochard außerordentliche Professorin an der US Joint Special Operations University, wo sie einen streng geheimen Fortgeschrittenenkurs in „Irregulärer Kriegsführung“ unterrichtet, den sie für hochrangige Offiziere der US Special Forces konzipiert hat. Zuvor hat sie Kurse über „Interne Kriegsführung“ für hochrangige „politisch-militärische Offiziere“ verschiedener Golfregime gehalten.
Ihre Ansichten verraten also viel darüber, wofür das Highlands Forum all die Jahre eingetreten ist. Im Jahr 2004 war Lochard Mitautorin einer Studie für das Institut für nationale Sicherheitsstudien der US-Luftwaffe über die US-Strategie gegenüber „nichtstaatlichen bewaffneten Gruppen“. Die Studie argumentierte einerseits, dass nichtstaatliche bewaffnete Gruppen dringend als „Sicherheitspriorität ersten Ranges“ anerkannt werden sollten, und andererseits, dass die Verbreitung bewaffneter Gruppen „strategische Möglichkeiten bietet, die genutzt werden können, um politische Ziele zu erreichen. Es hat und wird Fälle geben, in denen die Vereinigten Staaten feststellen, dass die Zusammenarbeit mit bewaffneten Gruppen in ihrem strategischen Interesse liegt.“ Aber es müssen „ausgefeilte Werkzeuge“ entwickelt werden, um zwischen verschiedenen Gruppen zu unterscheiden und ihre Dynamik zu verstehen, um zu bestimmen, welche Gruppen bekämpft werden sollten und welche für US-Interessen ausgenutzt werden könnten. „Profile von bewaffneten Gruppen können ebenfalls eingesetzt werden, um Wege zu identifizieren, wie die Vereinigten Staaten bestimmte bewaffnete Gruppen unterstützen können, deren Erfolg für die außenpolitischen Ziele der USA von Vorteil ist.“
Im Jahr 2008 veröffentlichte Wikileaks ein durchgesickertes, eingeschränktes Feldhandbuch der US-Armee für Spezialoperationen, das zeigte, dass die Art des Denkens, die von Leuten wie der Highlands-Expertin Lochard befürwortet wurde, von den US-Spezialkräften ausdrücklich übernommen wurde.
Lochards Arbeit zeigt also, dass das Highlands-Forum an der Schnittstelle einer fortschrittlichen Strategie des Pentagon in Bezug auf Überwachung, verdeckte Operationen und irreguläre Kriegsführung angesiedelt war: die Mobilisierung von Massenüberwachung, um detaillierte Informationen über gewalttätige und gewaltlose Gruppen zu erhalten, die als potenzielle Bedrohung für US-Interessen wahrgenommen wurden oder Möglichkeiten zur Ausnutzung boten und somit direkt in verdeckte US-Operationen einflossen.
Das ist letztlich der Grund, warum die CIA, die NSA und das Pentagon Google hervorgebracht haben. So konnten sie ihre geheimen schmutzigen Kriege mit noch größerer Effizienz als je zuvor führen.
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