Helden der „Aufklärung“. Heute: Wieso verklärt Stefan Magnet einen Psychotiker zur Lichtgestalt?
Manchmal wird es einfach zuviel …
Ich habe kein Problem damit, wenn irgendjemand – inklusive meiner selbst, kam schließlich auch schon vor – ins Klo greift. Niemand kann alles wissen. Niemand wird mit einem umfassenden Wissen geboren, und gerade, wenn es um sogenannte „Verschwörungsthemen“ geht, muß man sich mühsam vortasten und das Wissen hart erarbeiten – denn das Schul- und „Bildungs“-System klärt über solche Hintergründe und Zusammenhänge natürlich nicht auf. Soll es auch gar nicht. Es soll ja funktionierende Humanressourcen „ausbilden“, die möglichst keinen Blick über den Weidenzaun werfen. Ich habe durch eigene Lektüre und Recherchen jedenfalls mehr gelernt als an Schule und Uni. Regelmäßig fiel ich dabei auch mal auf die Nase – kein Kino. Es kommt darauf an, dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln, statt stur an einer einzigen festgefahrenen Meinung bzw. Überzeugung festzuhalten.
Problematisch wird es für mich dann, wenn Leute, die – so wie Stefan Magnet von AUF1 – nicht gerade bescheiden auftreten, sondern ständig tönen, sich wären ganz große Aufklärer, die einen erbitterten Kampf gegen Eliten im Interesse der Menschheit führten – sich Schnitzer erlauben, die eben nicht mehr auf die leichte Schulter zu nehmen sind, sondern sich durch ganz einfache und nicht gerade zeitintensive Recherchen vermeiden ließen. Leider durfte ich solche äußerst groben Patzer in den letzten Monaten regelmäßig bei AUF1 erleben. Das bedarf einer Klärung …
Es wäre schön, wenn der selbsternannte, große „Aufklärer“ Magnet folgende Beiträge bitte erklären könnte.
Nummer 1:
In seinen Anfangsjahren war Alex Jones durchaus zu gebrauchen. So weit, so gut. Er sprach offen über die Tatsache, daß das amerikanische Politsystem im Wesentlichen ein Fake ist; daß Demonikaner und Republikraten Teil desselben pseudoemokratischen, in Wahrheit oligarchisch geführten Gebildes sind und es deshalb keinen Unterschied macht, wen man „wählt“ (soweit alles richtig); er erläuterte die (zumindest in Ansätzen) historischen, politischen und personellen Hintergründe und Netzwerke hinter dem Projekt der „Neuen Weltordnung“. Das später – zu Corona-Zeiten – eigentlich nur umetikettiert wurde in „Großer Reset“, „Build Back Better“ oder „Vierte Industrielle Revolution“. Namen sind Schall und Rauch.
Irgendwann begann er jedoch, immer mehr abzudriften, verstieg sich in die abstrusesten, vulgo durchgeknalltesten Theorien, agierte vor der Kamera wie ein hyperaggressiver Hysteriker, schrie jeden in Grund und Boden, der es wagte, ihn zu kritisieren und kümmerte sich kaum noch um echte Belege und seriöse, nachvollziehbare Quellen.
Spätestens mit der Kandidatur des Eliten-Insiders Donald J. Trump, dessen Karriere von Anfang an aufs Innigste verbandelt war mit machtelitären Zirkeln, ließ er sämtliche seiner früheren „Ideale“ vollständig fallen, machte nur noch Wahlwerbung für Trump, lud ständig zwielichtige Gestalten wie einen Roger Stone ein – Stone ist eine Art „Spin-Doctor“ der Republikraten – und bot auch offensichtlichen Maulwürfen wie einem Robert David Steele ein Forum (so wie es in Deutschland Oliver Janich tat), der behauptete, „ehemaliger“ CIA-Agent zu sein und mit der glorreichen Theorie hausieren ging, auf dem Mars existierten Kolonien der Elite. Diese würden mit Kindern versorgt, die auf der Erde entführt und im Rahmen eines ultrastrenggeheimen Raumfahrtprogramms der NASA zum Roten Planeten geflogen werden, um sie dort als Sklaven zu halten.
Ah jetzt ja, eine Insel.
In einem anderen Video behauptete Jones, Politiker wie Obama und Hillary Clinton würden bei ihren öffentlichen Auftritten von Unmengen an Fliegen umschwärmt (sic!), denn sie seien im Prinzip bereits „klinisch tot“ (doppelsic!) und würden nur noch von „dämonischen Kräften“ am Leben erhalten (warpsic!).
Ah jetzt ja, zwei Inseln.
Dann behauptete er, viele Hollywood- und Popstars würden die Spiegel in ihren Häusern abhängen – aus Angst, „Dämonen“ darin zu erblicken.
Ah jetzt ja, drei Inseln.
Wenn dieser durchgedrehte Heini in Fahrt geriet, schnaufte er wie ein gestrandetes Walroß, nahm eine Gesichtsfarbe an, neben der man knallrot nur als kreidebleich bezeichnen kann, verstieg sich zu persönlichen Angriffen ohne jede faktische Substanz und behauptete zudem, die amerikanische Rechte kämpfe für das Wohl Amerikas, würde aber permanent vom „linken Deep-State“ angegriffen.
Ah jetzt ja: Es gibt keinen „linken“ Deep-State. Dieser Stuß wird in den deutschen Pseudo-Alternativmedien vorwiegend von Selbstdarstellern wie Elsässer („COMPACT“) und Konsorten verbreitet, enthält aber nur soviel Wahrheit wie ein absolutes Vakuum. Es gibt nur einen oligarchisch oder von mir aus plutokratisch geführten „Deep State“, und dieser steht hinter beiden „Seiten“: Rinks und Lechts. Das ist keine neue Erkenntnis, aber sie scheint an Jones vorbeigegangen zu sein. Der selber einmal zugab, schon seit Ewigkeiten kein einziges Buch mehr gelesen zu haben. Das merkt man ihm an. Überdeutlich.
Kurz, Jones erzählte nur noch hochkonzentrierten, komprimierten Bullshit.
Frage: Weiß Magnet das alles wirklich nicht? Wieso ist ein selbsterklärter „Kämpfer für die Wahrheit“ angeblich nicht in der Lage, solche Dinge mühelos selber herauszufinden, da längst bekannt?
Obendrein suggeriert Magnet faktenwidrig, Alex Jones wäre ein armes Opfer, das nun mit Milliardenklagen eingedeckt würde. Was er dabei nicht erwähnt: Jones hatte unerschütterlich darauf bestanden, es habe sich bei „Sandy Hook“ um eine reine Inszenierung gehandelt, das sei alles gar nicht echt, die Eltern seien alle Schauspieler. Er ermutigte seine „Follower“ sogar dazu, die Eltern darauf anzusprechen, ihnen also mehr oder weniger nachzustellen – man könnte auch sagen: zu stalken – und sie mit diesbezüglichen Fragen zu penetrieren. Daraufhin klagten einige Eltern gegen Jones – aufgrund der erlittenen psychischen/emotionalen Schäden, die dieser völlig enthemmte, rücksichtslose, drogenvernebelte Soziopath angerichtet hatte.
Darf ich fragen, ob man es im Hause AUF1 wirklich für ethisch vertretbar, „alternativ“ und „aufklärerisch“ hält, einen solchen Irren als regelrechte Lichtgestalt darzustellen?
In einem anderen Beitrag auf seinem Telegramkanal behauptete Magnet unmittelbar nach der Wahl Georgia Melonis zur Ministerpräsidentin Italiens, sie mache nun, Zitat, „den Globalisten einen Strich durch die Rechnung“. Er postete dies zu einem Zeitpunkt, als gerade mal das Wahlergebnis verkündet worden war. Die Frau war noch nicht mal richtig im Amt und hatte noch keine einzige politische Handlung vollzogen, die auch nur annähernd solche Rückschlüsse zugelassen hätte. Was er dabei nicht erwähnte: Georgia Meloni ist Mitglied einer sehr einflußreichen globalistischen Denkfabrik namens „Aspen Institute“. Magnet hätte das innerhalb einer maximal drei- bis fünfminütigen Recherche herausfinden können.
Weiter geht’s mit den bloßen Behauptungen:
Und wieder kein einziger Beleg. Fehlanzeige. Magnet behauptet einfach, die Wahlen in den USA sorgten für „unkalkulierbare Zustände“ bei den Globalisten. Ach tatsächlich? Werfe ich einen Blick auf die Liste der Kandidatinnen und Kandidaten, entdecke ich keinen einzigen echten Anti-Globalisten. Nein, auch Robert F. Kennedy, Jr. gehört leider nicht wirklich dazu. Sorry.
Jaja: Es wird etwas Großes geschehen. Erstaunlich, dieser Magnet. Ein echter Prophet, ein Hellseher. Was der alles weiß. Doch was genau sagt er eigentlich? Eben: Nicht viel. Wird er vielleicht mal konkret? Nope.
Es sind die üblichen und an diesem Punkt der geopolitischen Entwicklung eh längst offensichtlichen Allgemeinplätze: Ach, muß etwas geschehen? Muß sich etwas verändern? No shit. „Und gestern sah es kurzzeitig so aus, als wäre das ein solches Ereignis“ – womit er sich auf den sogenannten Wagner-Putsch in Russland bezog, der alles Mögliche gewesen sein könnte. Darüber wird bekanntlich nach wie vor fröhlich-fluffig spekuliert, aber bislang ohne wirklich bißfestes Ergebnis.
Doch Magnet ist allen anderen weit voraus: Er weiß nunmal (Quelle seines Wissens unbekannt), daß dieses Ereignis die Eliten in Panik hätte versetzen, den Sumpf austrocknen und alle Bösen verhaften können, wetten? Ich für meinen Teil kann das nicht bestätigen: Nein, es sah keineswegs danach aus, als spiele sich hier etwas ganz, ganz Großes im Sinne einer „antiglobalistischen Aktion“ ab. Ja wo denn bitte?
Wie auch immer man solche Verhaltensweisen interpretieren, was auch immer man dahinter vermuten will oder nicht: In jedem Fall ist es sehr unseriös.
Ausgerechnet einen Jones zu feiern. Tut mir leid, aber AUF1 wirkt auf mich zunehmend ungesund.